Corona-Splitter der KW 07/21

AstraZeneca-Vakzine: Mit zweiter Dosis am besten volle zwölf Wochen warten?

Was passiert, wenn gegen Corona nur einmal, nicht zweimal geimpft wird? Und was ist wirklich der optimale Abstand zwischen erster und zweiter Impfung? Mit neuen Datenanalysen wollen Forscher auch hier Antworten finden.

Anne BäurleVon Anne Bäurle und Wolfgang GeisselWolfgang Geissel und Marco MrusekMarco Mrusek Veröffentlicht:
Schematische Darstellung von SARS-CoV-2

Alles ist vorbereitet, es kann geimpft werden!

© Rolf Vennenbernd / dpa / picture alliance

Update vom 21. Februar

Mindestens zwölf Wochen Abstand zwischen der ersten und zweiten Impfdosis haben bei der AstraZeneca-Vakzine den Entwicklern zufolge positive Auswirkungen auf deren Wirksamkeit. Am Freitag wurden dazu Ergebnisse jüngster klinischer Studien mit mehr als 17.000 Probanden in Großbritannien, Südafrika und Brasilien publiziert, aus denen Auszüge zuvor bereits online veröffentlicht worden waren „The Lancet“ (2021; online 19. Februar). Bei einem Abstand von mindestens zwölf Wochen zwischen erster und zweiter Dosis hatte der Impfstoff demnach eine Wirksamkeit von 81 Prozent. Diese lag lediglich bei 55 Prozent, wenn zwischen beiden Dosen nur bis zu sechs Wochen lagen. In Deutschland empfiehlt die STIKO bislang, bei Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine die zweite Dosis neun bis zwölf Wochen nach der ersten zu verabreichen. (dpa)

Eine Studie in Israel bescheinigt dem BioNTech/Pfizer-Impfstoff gegen Corona eine hohe Wirksamkeit bereits nach der ersten Impfung. Wie das Scheba-Krankenhaus nahe Tel Aviv mitteilte, gab es unter 7214 Klinikmitarbeitern 15 bis 28 Tage nach der ersten Dosis 85 Prozent weniger symptomatische Infektionen. Die Zahl aller Infektionen, also auch der asymptomatischen, ging um 75 Prozent zurück (The Lancet 2021; online 18. Februar). (dpa)

Update vom 19. Februar

Im Pandemiejahr 2020 haben deutsche Kliniken deutlich weniger Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen gemeldet als in den Vorjahren, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Von den meldepflichtigen Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) wurden nur knapp 68 Prozent der zu erwartenden Fälle registriert, bei Clostridium difficile waren es 74 Prozent und bei Acinetobacter spp. (CRA) und Enterobacterales (CRE) mit Carbapenemase-Determinante oder verminderter Empfindlichkeit nur 69 beziehungsweise 65 Prozent. Als mögliche Ursachen rückläufiger Meldungen werden reduzierte Patientenzahlen in Kliniken und im Vergleich weniger Operationen vermutet. Ebenso könnten sich die wegen COVID-19 intensivierten Hygienemaßnahmen günstig ausgewirkt haben. Das RKI will aber auch einen banalen Grund nicht ausschließen: Dass Personal könnte wegen hoher Arbeitsbelastung einfach weniger weitergemeldet haben (Epid Bull 7/2021, online 18. Februar).

Mit einem speziellen Nasenspray lassen sich SARS-CoV-2-Infektionen im Tiermodell offenbar verhindern, berichtet ein internationales Team mit Forschern des Erasmus Medical Center in Rotterdam. Sie haben spezifische Lipopeptide entwickelt, die das Andocken des Virus mit dem Spike-Protein an Wirtszellen unterbinden können. Diese sogenannten Fusions-Inhibitoren blockieren damit den ersten kritischen Schritt der Infektion. Experimente im Tiermodell waren sehr erfolgreich: Die Substanzen wurden Frettchen einmal täglich als Nasenspray appliziert und die behandelten Tiere mit SARS-CoV-2-infizierten Tieren zusammengebracht. Keins der behandelten Tiere infizierte sich dabei im Vergleich zu 100 Prozent von Kontrolltieren ohne Behandlung. Die Forscher halten die Fusions-Inhibitoren für geeignet, um für den Gebrauch bei Menschen weiterentwickelt zu werden (Science 2021; online 17. Februar).

Update vom 18. Februar

Die Corona-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna haben beide nach In-vitro-Tests etwas reduzierte Wirksamkeiten gegen die Südafrika-Variante (B.1.351). Inwieweit das den Impfschutz beeinträchtigt, ist aber unklar. Gegen die britische Variante B.1.1.7 ist die Wirksamkeit der Impfstoffe offenbar nicht verringert. Entsprechende vorläufige Studiendaten wurden jetzt im „New England Journal of Medicine“ publiziert.

Die Wirksamkeit neutralisierender Antikörper nach Comirnaty®-Impfung wurde anhand mehrerer künstlich hergestellter rekombinanter SARS-CoV-2-Pseudoviren überprüft. Diesen waren jeweils spezifische mutierte Gene aus den beiden Virusvarianten eingesetzt worden. Neutralisierende Antikörper aus Plasma von Geimpften waren dabei nur gegen ein spezielles Pseudovirus mit einer spezifischen Mutation des B.1.351-Spike-Gens schwächer wirksam (NEJM 2021; online 17. Februar). Ähnliche Ergebnisse brachten entsprechende Versuche mit der Moderna-Vakzine (NEJM 2021; online 17. Februar). Der tatsächliche Schutz gegen die B.1.351-Variante durch Impfung müsste bei beiden Vakzinen also weiter untersucht werden. Deutlich wird auch, wie wichtig es ist, die zirkulierenden Viren auf Mutanten zu screenen.

Therapien mit hochdosiertem Vitamin D3 helfen stationär behandelten Patienten mit moderater bis schwerer COVID-19 nicht. Das berichten Ärzte aus Sao Paulo in Brasilien. Sie haben in einer randomisierten kontrollierten Studie 240 Betroffene mit einer Einmaldosis von Vitamin D3 (200.000 IU) oder Placebo behandelt. Weder bei der Dauer des Klinikaufenthalts (primärer Endpunkt) noch bei den Zahlen von Gestorbenen, Verlegungen auf die Intensivstation oder der Notwendigkeit mechanischer Beatmung gab es statistisch signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Die Daten unterstützen die Behandlung von moderat bis schwer betroffenen COVID-19-Patienten mit Vitamin D3 nicht, so das Fazit der Forscher (JAMA 2021; online 17. Februar)

Update vom 17. Februar

In den USA steigt die Zahl der Kinder mit dem „Multisysteme Inflammatory Syndrome“ (MIS-C) infolge einer SARS-CoV-2-Infektion. Wie die US-Centers für Disease Control (CDC) auf ihrer Website berichten, wurden die ersten 1000 Betroffenen bis zum 1. Oktober gezählt, bis zum 8. Februar hat sich die Zahl auf 2060 erhöht. Dabei hat es auch 30 Todesfälle gegeben. Das MIC-S ähnelt einem Kawasaki-Syndrom. Die Krankheit ist zwar immer noch sehr selten, verläuft aber zunehmend schwer. Etwa 80 Prozent der Betroffenen müssen in den USA inzwischen intensivmedizinisch behandelt werden. Die Kinder sind schwer krank mit Fieber und erhöhten Entzündungsmarkern (erhöhtes CRP, BSG, Fibrinogen, Procalcitonin, D-Dimer, Ferritin, LDH und/oder IL-6, Neutrophilie, reduzierte Lymphozytenzahl und niedriges Albumin). Typisch ist Multiorganbeteiligung (mindestens zwei Organe), wobei Herz, Nieren, Lunge, Blutbildung, Gastrointestinaltrakt, Haut und ZNS beteiligt sein können. Betroffen sind vor allem 1- bis 14-Jährige, vor allem Kinder mit latein- oder afroamerikanischen Hintergrund.

Update vom 16. Februar

Zink- und Vitamin-C-Supplemente reduzieren die Progression und Dauer von COVID-19-Symptome nicht. Das berichten Forscher der Cleveland Clinic im US-Bundesstaat Ohio. An ihrer randomisierten „open-label“-Studie nahmen 214 Erwachsene (Alter im Schnitt 45 Jahre) teil. Alle hatten eine laborbestätigte SARS-CoV-2-Infektion und wurden ambulant versorgt. Die Forscher teilten sie nach dem Zufallsprinzip in vier Gruppen auf: Zusätzlich zur Standardversorgung bekamen sie täglich über zehn Tage entweder Zinkglukonat (50 mg), Ascorbinsäure (8000 mg), beides oder keines von beidem. Primärer Endpunkt war die mittlere Zahl an Tagen bis zur 50-prozentigen Reduktion der Symptome wie Fieber, Husten, Kurzatmigkeit und Fatigue. Ergebnis: Zwischen den Gruppen gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede: 6,7 Tage (Standardabweichung 4,4 Tage) waren es in der Kontrollgruppe, unter Vitamin C 5,5 Tage (3,7), unter Zink 5,9 Tage (4,9) und unter Vitamin C plus Zink 5,5 (3,4) Tage . Auch die Symptomschwere an Tag 5, Hospitalisierungen und Todesfällen unterschieden sich nicht (JAMA Netw Open 2021, online 12. Februar).

Schulen könnten bei der Verbreitung von SARS-CoV-2 keine besonders Rolle spielen, berichten Forscher der University of Warwick in England. Sie haben von September bis Dezember landesweit Fehltage aufgrund von COVID-19 bei Schülern und Lehrern untersucht. Nach vorläufigen und nicht begutachteten Daten (sie wurden bisher lediglich in einer Pressemeldung der Universität vorgestellt) gab es folgende Ergebnisse: Fehltage in Schulen deckten sich mit den Infektionsraten in umgebenden Gemeinden. Es habe jedoch keine Hinweise gegeben, dass Schulen das Infektionsgeschehen wesentlich beeinflussten. Grundschulen waren weniger stark betroffen als weiterführende Schulen. Im Dezember nahmen im Südwesten Englands und im Großraum London die Erkrankungszahlen in weiterführenden Schulen deutlich zu. Dies könnte durch die besonders kontagiöse britische Virusvariante bedingt sein. „Es sieht so aus, dass Infektionen eher von außen in die Schulen getragen wurden und nicht umgekehrt“, kommentiert die Epidemiologin Professor Sarah Lewis von der University of Bristol die Studie in einem Beitrag der BBC.

Update vom 15. Februar

Real-World-Daten aus Israel bestätigen die hohe Wirksamkeit des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs. So sind in dem Land von 523.000 komplett geimpften Menschen bisher nur 544 (0,1 Prozent) an COVID-19 erkrankt. Von diesen wurden 15 stationär behandelt: darunter acht mit milden, drei mit moderaten und nur vier mit schweren Verläufen. Todesfälle gab es überhaupt keine. Diese Daten des israelischen Krankenversicherers Maccabi hat die „Times of Israel“ vorgestellt. Ein Vergleich der bisher größten Kohorte zu Comirnaty® mit einer ungeimpften Kontrollgruppe („divers“ zusammengestellt!) ergab eine Wirksamkeit von 93 Prozent. Aktuell wird in Israel über einen grünen Pass für Geimpfte und Rekonvaleszenten beraten. Dieser soll Inhabern nach Kontakt mit Infizierten die Quarantäne ersparen. Es wird zudem an einem System gearbeitet, das Geimpften exklusiv Zugang geben soll, etwa zu (Groß)-veranstaltungen, Restaurants, Sporthallen oder Einkaufszentren.

Studiendaten deuten auf eine deutliche Unterversorgung schwerkranker Kinder im Coronajahr 2020 in den USA hin. Verglichen wurden Zahlen von stationären Behandlungen von Januar bis Juni mit dem Durchschnitt im gleichen Zeitraum der zehn Jahre zuvor, berichten Intensivmediziner vom Children’s Hospital of Pittsburgh im US-Staat Pennsylvania. Danach gab es in dem Land bis zu 45 Prozent (Zahlen von April) weniger stationäre Therapien bei Kindern, was mit einem Rückgang der Umsätze von 28 Prozent verbunden war. Die Rückgänge betrafen praktisch alle Diagnosen (Ausnahme Geburt) von Asthma, Atriumseptumdefekt, Bronchiolitis, diabetische Ketoazidose, Kawasaki-Syndrom, psychischen Leiden bis zu Traumata. Für die Analyse haben die Forscher Daten von 5,5 Millionen stationären Aufenthalten von Kindern (Altersschnitt: 5,1 Jahre) in 49 Kliniken analysiert (JAMA Network Open. 2021; online 12. Februar).

Liebe Leser, wir fassen die Corona-Studienlage nun wöchentlich zusammen. Eine Übersicht mit allen bereits veröffentlichten COVID-19-Splittern der vergangenen Wochen und Monate finden Sie hier:

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