Medizinische Versorgungszentren

Holetschek warnt vor Finanzinvestoren in der Gesundheitsversorgung

Seit Jahren sprießen Medizinische Versorgungszentren auch in Bayern wie Pilze aus dem Boden. Was zunächst gut klingt, macht dem Staat aber auch Sorgen. Denn hier steht oft die Rendite im Fokus.

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Klaus Holetschek: „Profit darf nie die treibende Kraft hinter gesundheitlichen Angeboten sein.“

Klaus Holetschek: „Profit darf nie die treibende Kraft hinter gesundheitlichen Angeboten sein.“

© Frank Hoermann / SvenSimon / picture alliance (Archivbild)

München. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek warnt vor einem zu großen Einfluss privater Finanzinvestoren in der ambulanten Gesundheitsversorgung. „Medizinische Versorgungszentren (MVZ) bergen neben allen Vorteilen das Risiko, dass renditeorientierte Investoren Einfluss auf die Gesundheitsversorgung nehmen. Aber Profit darf nie die treibende Kraft hinter gesundheitlichen Angeboten sein. Der Patient ist und bleibt zentral“, sagte der CSU-Politiker in München.

Die Bundesregierung müsse rasch handeln, da die Schutzmaßnahmen nicht ausreichten. „Ich werde das Thema auch in unseren regelmäßigen Beratungen der Gesundheitsministerinnen und -minister sowie -senatorinnen und -senatoren ansprechen“, sagte Holetschek.

„Wir brauchen zunächst größtmögliche Transparenz. Der Bund ist gefordert, dafür zu sorgen, dass Inhaber- und Trägerstrukturen der MVZ öffentlich ersichtlich sind“, sagte Holetschek, der noch bis zum Jahresende Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz ist. Denkbar sei, ein MVZ-Register einzuführen und eine Kennzeichnung etwa auf dem Praxisschild verpflichtend zu machen. „Bisher sind die entsprechenden für Ärztinnen und Ärzte geltenden Vorschriften nicht unmittelbar auf die Kapitalgesellschaften der Träger anwendbar. Hier sollte nachgesteuert werden.“

860 MVZ im vertragsärztlichen Bereich

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) gibt es alleine in Bayern im vertragsärztlichen Bereich mittlerweile 860 MVZ (Stand 1. Oktober 2021). Allein seit 2015 ist die Zahl den Angaben zufolge um 447 gestiegen (plus 108 Prozent). Im vertragszahnärztlichen Bereich gibt es vergleichbare Entwicklungen: Seit 2015 ist nach Angaben der KVB die Zahl zahnärztlicher MVZ in Bayern von 87 auf 219 gewachsen (plus 152 Prozent, Stand 30. September 2021).

Im Bundesvergleich weist Bayern damit eine erhöhte MVZ-Dichte auf. „Die MVZ leisten grundsätzlich einen wichtigen Beitrag in der Versorgung. Sie können insbesondere jungen Ärztinnen und Ärzten attraktive Einstiegsmöglichkeiten in den Beruf bieten. Für Patientinnen und Patienten sind sie zentrale Anlaufstellen mit mehreren (Fach-)Ärzten unter einem Dach“, sagte Holetschek.

Patientinnen und Patienten müssten weiterhin möglichst kurze Wege zu ihren Ärztinnen und Ärzten haben, betonte Holetschek weiter. „Eine an medizinischen Leitlinien orientierte flächendeckende Versorgung darf durch Renditeerwartungen von Investoren hinter den MVZ nicht gefährdet werden. Es ist Aufgabe des Staates, steuernd einzuwirken und möglichen Fehlentwicklungen vorzubeugen.“ (dpa/lby)

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