Münchner Studie

Mit Ohr-Sensoren COVID-19-Patienten überwachen

Hätte man bei COVID-19-Patienten unter Quarantäne permanent die Vitalwerte im Blick, könnte das hilfreich sein, um schnell zu erkennen, wenn sich der Zustand der Patienten verschlechtert. Den Nutzen soll eine Studie mit Ohren-Sensoren nun prüfen.

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Die Ohr-Sensoren messen Körpertemperatur, Sauerstoffsättigung des Blutes, Atemfrequenz und Puls.

Die Ohr-Sensoren messen Körpertemperatur, Sauerstoffsättigung des Blutes, Atemfrequenz und Puls.

© Andreas Heddergott

München. Mit im Ohr getragenen Hightech-Sensoren wollen Forscher der Technischen Universität München (TUM) rund um die Uhr Biowerte von COVID-19-Patienten in häuslicher Isolation überwachen. Die Werte werden online an eine Zentrale am Klinikum rechts der Isar weiterleitet.

In einer Studie soll jetzt geklärt werden, ob sich damit verschlechternde Symptome bei Betroffenen rasch erkennen lassen, und diese so angemessener als bisher einer stationären Therapie zugeführt werden können.

Polyscore wird mehrmals täglich ermittelt

Nur etwa 13 Prozent der mit dem Sars-CoV-2 Infizierten müssen stationär behandelt werden, berichtet die TUM in einer Mitteilung. Für diese hängt die Prognose aber von einer rechtzeitigen Einweisung ins Krankenhaus ab.

Bislang sollen Erkrankte in der ersten meist milde verlaufenden Krankheitsphase selbst Fieber messen, sich beobachten und bei Beschwerden telefonisch beim Gesundheitsamt oder Hausarzt melden. Hierbei sind aber Probleme wie schlechte Compliance Betroffener oder auch Verzögerungen nicht auszuschließen.

Mit den Sensoren werden außer der Körpertemperatur auch die Sauerstoffsättigung des Blutes, Atemfrequenz und Puls überwacht, erläutert Professor Georg Schmidt von der TUM. Zudem werde mithilfe der Messdaten mehrmals täglich ein sogenannter Polyscore ermittelt, so der Leiter der Arbeitsgruppe Biosignalverarbeitung am Klinikum rechts der Isar. Der Score zeigt an, wie gut der Körper die Krankheitsfolgen kompensiert.

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In der Studie konzentriert man sich auf ältere Risikopersonen. Gesucht werden COVID-19-Patienten über 60 Jahre mit bestätigter Diagnose und Wohnsitz in München. Diese dürfen bei Aufnahme in die Studie weder Intensivpflege noch mechanische Beatmung benötigen. Mindestens 1200 Probanden müssen teilnehmen, um aussagekräftige Daten zu bekommen.

Die Daten aus München sollen mit Daten aus einer anderen deutschen Großstadt ohne Monitoring verglichen werden. Ab Anfang nächster Woche werden voraussichtlich die ersten Sensoren ausgegeben.

Supervision der Messwerte

Mögliche Teilnehmer werden über das Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadt (RGU) identifiziert und mit einem Flyer über die Studie informiert. Unter Supervision eines Arztes überwacht ein Team von Medizinstudenten am Klinikum rechts der Isar die Messwerte. Patienten mit Verschlechterung werden nach vordefinierten Regeln direkt an den Rettungsdienst gemeldet.

Die Ohr-Sensoren stammen vom Münchner Start-up cosinuss. Dieses ist 2011 aus einer Doktorarbeit an der TUM entstanden. Die Sensoren des Unternehmens erfassen Biodaten unter anderem durch optische Verfahren.

Die im Ohr gemessenen Signale seien besonders stabil und aussagekräftig und anderen Ansätzen wie Smartwatches überlegen, betont Schmidt. Die Finanzierung der Studie werde auch durch Spenden der TUM Universitätsstiftung gesichert. (eb)

Anfragen unter Tel.: 089/41408585

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