Europarat

Künstliche Intelligenz in der Medizin: Jetzt Standards für Anwendung setzen

Mehr Transparenz bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und ein Monitoring der ethischen Folgen fordert ein Bericht des Europarats.

Veröffentlicht:
Künstliche Intelligenz wird die Arzt-Patienten-Beziehung beeinflussen.

Künstliche Intelligenz wird die Arzt-Patienten-Beziehung beeinflussen.

© 3dkombinat/stock.adobe.com

Straßburg. Auch wenn der Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Medizin nur langfristig die Arzt-Patient-Beziehung beeinflussen wird, sollten internationale und nationale Bioethik-Gremien schon jetzt überlegen, welche rechtlichen Regelungen in diesem Feld nötig sind.

Aus diesem Grund hatte der Bioethische Ausschuss des Europarates, der aus Experten – darunter vielen Ärzten – der 46 Mitgliedsstaaten besteht, den britischen Datenethik-Forscher Brent Mittelstadt von der Universität Oxford mit einem Bericht beauftragt. Dieser liegt seit wenigen Tagen vor.

Darin wird vor möglichen Auswirkungen von KI auf Menschen- und Patientenrechte gewarnt – etwa im Hinblick auf Ungleichheiten beim Zugang zu hochwertiger Gesundheitsversorgung oder vor sozialen Vorurteilen, die in die Entwicklung von KI-Systemen einfließen.

Mittelstadt fordert mehr Transparenz bei der Entwicklung und beim Einsatz solcher Technologien im Verhältnis zu medizinischen Fachkräften und Patienten sowie den Schutz der Vertraulichkeit von Patientendaten.

Weiterhin schildert der Bericht mögliche Folgen der KI im Hinblick auf den Verlust von Kompetenzen bei Gesundheitsfachkräften und bei der Verlagerung von Verantwortung.

KI wird Ärzte nicht so schnell ersetzen

Jedoch denkt Mittelstadt nicht, dass die KI in den kommenden Jahren Diagnosen oder therapeutische Entscheidungen von Ärzten ersetzen wird. Dafür wäre klinische Evidenz nötig, um zu belegen, dass Patienten KI-gestützt besser behandelt werden – diese Evidenz aber fehle bisher. Allerdings könne KI Ärzte darin unterstützen, noch effektiver und effizienter zu arbeiten als bisher.

1997 hat der Europarat die weltweit erste internationale Bioethikkonvention veröffentlicht, die vielen Mitgliedstaaten geholfen hat, ethische Standards in der Biomedizin zu formulieren. Auch ging es darum, die Kompatibilität dieser Normen mit denen der Europäischen Menschenrechtskonvention sicherzustellen.

2020 hat der Europarat dann einen strategischen Aktionsplan zu Menschenrechten und Technologien in der Biomedizin erstellt und will sich in den kommenden zwei Jahren intensiv mit KI-Themen im Gesundheitswesen beschäftigen, heißt es beim zuständigen Ausschuss.

Derzeit leitet die aus Finnland stammende Ärztin Dr. Ritva Halila diesen Ausschuss, in dem Deutschland auch vertreten ist. Allerdings hat Deutschland die Konvention nie paraphiert, weil sie in Teilen – etwa bei der fremdnützigen Forschung – hinter den rechtlichen Vorgaben in Deutschland zurückbleibt. (DDB)

Mehr zum Thema

Vor dem World Health Assembly

WHO-Pandemieabkommen noch lange nicht konsensfähig

Leicht geringere Sterblichkeitsrate

Sind Frauen besser bei Ärztinnen aufgehoben?

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert