Branchenreport

apoBank: Insolvenzwelle im Pflegemarkt ebbt wieder ab

Erholung in der Pflege? Dass reihenweise Betriebe aufgeben müssen, scheint vorerst vorbei zu sein. Doch der Investitionsbedarf bleibt hoch – vor allem im vollstationären Sektor.

Veröffentlicht:
Die Insolvenzwelle hat auch stationäre Pflegeplätze gekostet.

Die Insolvenzwelle hat auch stationäre Pflegeplätze gekostet.

© Peter Atkins - stock.adobe.com

Düsseldorf. Die Insolvenzwelle unter ambulanten und stationären Pflegebetrieben hat ihren Höhepunkt überschritten. So das optimistische Fazit des Branchenreports „Pflegemarkt 2025“, den die Apotheker- und Ärztebank (apoBank) am heutigen Mittwoch veröffentlicht hat. „Im Vergleich zu 2023 waren 2024 weniger einzelne große Träger von Insolvenz betroffen, dafür mehr kleine und mittlere Träger“, heißt es.

So dramatisch die Krise auch gewesen sei, habe sie doch „eine bereinigende Wirkung auf den Markt“ gehabt, „der sich allmählich entspannt“. Mittlerweile seien auch einige Ursachen der Krise vom Tisch. „Pflegesätze wurden vielerorts neu verhandelt und die Gelder fließen schneller.“ Das vollstationäre Angebot habe sich zugunsten größerer Träger konsolidiert.

„Viele instabile Strukturen sind verschwunden“

Gegenwärtig befinde sich jeder fünfte Pflegeplatz in Regie eines der 15, nach Marktanteil führenden und überwiegend (12) privaten Pflegeheimbetreiber. Allerdings scheint hier noch Luft nach oben: So werden etwa dem größten Heimbetreiber (Alloheim, 28.000 Pflegeplätze) gerade einmal 3,54 Prozent Marktanteil zugerechnet. Sieben der Top-15-Unternehmen kommen gar auf Marktanteile von weniger als einem Prozent.

2023 hatten laut Report 568 Pflegebetriebe im Bundesgebiet Insolvenz anmelden müssen (66 Heime, 374 Dienste und 128 Tagespflegeeinrichtungen). Vergangenes Jahr rutschten 497 Betriebe in die Zahlungsunfähigkeit (112 Heime, 274 Dienste, 111 Tagespflegeeinrichtungen). Von Januar bis Mai dieses Jahres wurden 219 Pleiten gezählt – mit deutlicher Erholung im stationären und teilstationären Segment (22 Heime, 177 Dienste, 20 Tagespflegeeinrichtungen).

„Der Markt hat sich spürbar verändert. Viele instabile Strukturen sind verschwunden“, fasst Sandro von Korff, Bereichsleiter „Firmenkunden“ der apoBank die Entwicklung zusammen. Allerdings bleibe das Geschäft angesichts des Fachkräftemangels weiterhin herausfordernd. Der zunehmende Pflegebedarf stoße auf fehlende Heimplätze. Dabei würden nicht nur neue Einrichtungen benötigt. Vielmehr seien auch viele Bestandsimmobilien auf Vordermann zu bringen. „Der Investitionsbedarf ist hoch – das durchschnittliche Baujahr ist 1988.“

Auf private Investoren angewiesen

Modernisierungsdruck resultiere etwa aus energetischen Anforderungen, Vorgaben zur Einzelzimmerquote, zum Brandschutz oder zur Demenzspezialisierung. Da sich die öffentliche Hand jedoch zurückhalte, seien „Bau und Betrieb neuer Einrichtungen vielerorts maßgeblich von privatem Kapital abhängig“. Und dementsprechend nicht zuletzt von auskömmlichen Rahmen- und Renditebedingungen.

Was laut Report nach der zurückliegenden Insolvenzphase vor allem das vollstationäre Angebot betrifft. Unterdessen würden Investoren jetzt aber eher auf Anlagen des sogenannten betreuten Wohnens setzen, „weil diese Asset-Klasse weniger reglementiert ist als klassische Pflegeheime“. Auf lange Sicht könnten sich dadurch Versorgungslücken bei schweren Pflegefällen verschärfen, heißt es weiter. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Eigenverantwortliche Heilkundeausübung

Bundestag hebt Kompetenz-Upgrade der Pflege auf die Agenda

WIdO-Geschäftsführer Klauber über Datenanalysen im Gesundheitswesen

„Eine gute Patientensteuerung kann die Versorgungsqualität verbessern“

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Viele Ansatzpunkte für die Digitalisierung. Die apoBank bietet mit ihrem Digitalisierungsfahrplan einen breiten Überblick.

© apoBank

Digitalisierungsfahrplan für Praxisteams der apoBank

Digitale Praxis: Die Chance, das Team zu entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Urologen-Kongress

Prostatakrebs: Welche Neuerungen es in der Leitlinie gibt

Lesetipps