IM GESPRÄCH

Eignet sich Fußball als Präventionssport für Untrainierte? Nein!

Von Christiane Inholte Veröffentlicht:

Die Deutschen sind im Fußballfieber, und viele lassen sich von Jürgen Klinsmanns Elf zu sportlichen Aktivitäten anstecken. Ein Sportverband in Westfalen etwa nutzt die Gunst der Stunde und bietet für Kicker über 50 Jahren, die wieder einsteigen wollen, Wochenendkurse an. Aber eignet sich der Lieblingssport der Deutschen auch zur Prävention etwa von Adipositas, Bluthochdruck oder Diabetes? "Nein", ist die klare Antwort des Internisten und Sportmediziners Dr. Robert Eifler vom Sportmedizinischen Institut in Frankfurt/Main.

Beim Fußball werden die Gelenke sehr stark belastet

"Fußball ist eine sehr intensive Sportart und zur Prävention von untrainierten Patienten mit Bluthochdruck, Herzkrankheiten oder Adipositas ungeeignet", sagt Eifler. Zum einen seien Spitzenbelastungen durch die Sprints ein Risiko für diese Menschen. Zum anderen würden beim Fußball die Gelenke, etwa Knie-, Fuß- und Hüftgelenke, sehr stark belastet. Folgen könnten Zerrungen, Verletzungen der Menisci und Kreuzbänder oder sogar Arthrose der Hüftgelenke sein.

"Beginnt ein 40jähriger untrainiert als präventive Maßnahme mit Fußball, kann man davon ausgehen, daß schon Gelenkschäden vorhanden sind." Durch die große Belastung würden diese noch verstärkt. "Die einzigen Personengruppen, für die sich Fußball als Präventionssport eignet, sind junge Menschen unter 40 Jahren oder Menschen, die schon lange Fußball gespielt haben."

Äußert ein Patient den ausdrücklichen Wunsch, Fußball spielen zu wollen, dann rät Eifler niedergelassenen Kollegen zu einer sportmedizinischen Untersuchung. Dazu gehören ein Belastungs-EKG und eine Lungenfunktionsprüfung. Beide Untersuchungen sollten keine pathologischen Befunde aufweisen.

Außerdem müsse den Patienten zu einer sportlichen Vorbereitung geraten werden. "Wer Fußball spielen möchte, sollte vier Wochen vorher mit leichtem Ausdauersport, etwa Joggen beginnen und ein zweiwöchiges gymnastisches Krafttraining absolvieren." In einem Fitneßstudio könnten zum Beispiel Dehnungs- und Stretchübungen für Oberschenkel- und Unterschenkelmuskulatur gemacht werden.

"Prinzipiell hat Fußball keinen negativen Einfluß auf das Herz-Kreislauf-System." Jedoch sei die Ausdauerwirkung von Joggen, Walken, Radfahren und Schwimmen höher. Diese Sportarten haben größere positive Wirkungen auf den Stoffwechsel.

"Mit Fußball kann etwa keine Adipositas abgebaut werden. Der Patient schwitzt zwar und hat nach einem Spiel zwei Kilo Gewicht verloren." 1,9 kg davon seien allerdings Wasserverlust und die restlichen 0,1 kg Kohlenhydrate. "Der Fettstoffwechsel bleibt dagegen fast unberührt."

Möchten Patienten ihr Gewicht reduzieren, müssen sie nach Angaben von Eifler nicht so intensiv wie beim Fußball, dafür aber länger trainieren. Hierzu eignen sich klassische Präventionssportarten wie Walken, Joggen, Radfahren, Schwimmen, Rudern, Skilanglauf oder Inline-Skaten. "Mit diesen Sportarten können Patienten ihre Ausdauer trainieren und das Herzkreislaufsystem stärken. Dabei werden zudem die Gelenke relativ geschont."

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