Das digitale Zeitalter erfasst die Bücher

Digitale Bücher werden vor allem in Bibliotheken schon genutzt. Gerade im wissenschaftlichen Bereich bereiten sich die Verlage auf eine Zukunft mit E-Books vor.

Von Pete Smith Veröffentlicht:

Die Zukunft des E-Books war eines der meistdiskutierten Themen auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. 361 Aussteller boten in ihrem Sortiment neben herkömmlichen auch digitale Bücher an. Weltweit führend auf dem Markt der wissenschaftlichen E-Books ist der Verlag Springer Science+Business Media, zu dem auch die "Ärzte Zeitung" gehört.

Die E-Book-Kollektion von Springer umfasst derzeit 25 000 Titel. Das Unternehmen hat vor zwei Jahren mit der strategischen Initiative begonnen, "jedes neue Buch auch als E-Book zugänglich zu machen", wie Dirk Fernholz, Senior Manager E-Products, erläutert. Von den über 5000 neuen Titeln pro Jahr werden etwa 4800 inzwischen auch als E-Books veröffentlicht, laut Fernholz "das komplette Kernprogramm". Darunter sind etwa 280 medizinische Lehrbücher, 40 Titel aus dem Bereich der Psychologie und etwa 330 Bücher über Biomedizin und Life-Sciences. E-Books, sagt Fernholz, seien auf Jahre hinaus ein boomender Markt mit schnell steigenden Umsätzen.

Springers Erfolgsrezept in diesem Markt fußt vor allem auf einer geschickten Verkaufsstrategie: Alle E-Books werden als Teil einer Kollektion verkauft, und zwar vor allem an Bibliotheken und Institutionen. Der Preis ist nicht einheitlich, sondern hängt von der Größe des Abnehmers ab: Große Bibliotheken oder Institutionen zahlen mehr als kleine.

Das alte Buch hat so schnell nicht ausgedient

Bei einer Nutzenanalyse, so Fernholz, habe sich ein auch für ihn überraschendes Bild ergeben: "Durch die Bank werden alle Bücher genutzt." Der Springer-Experte macht derzeit aber keine Tendenz aus, dass das E-Book in naher Zukunft das herkömmliche Buch verdrängen könnte.

Konkurrenzlos sei das digitale Buch vor allem für die wissenschaftliche Recherche. Musste man bei der Abfassung einer Dissertation früher wochen- oder gar monatelang warten, bis die Bibliothek einen speziellen Titel lieferte, so ist dies heute per Internet innerhalb kürzester Zeit möglich. Dabei werde nur ein Teil des wissenschaftlichen Werks genutzt, selten das gesamte Buch. Hierin sieht Fernholz auch die Antwort auf die Frage nach der Zukunft des Buchs: "Kein Mensch liest ein Buch intensiv am Bildschirm." Für möglich hält er, dass man wissenschaftliche Werke langfristig auch an Lesegeräten wie Kindle, iLiad oder Sony E-Reader studiert, aber auch dies werde keine Verdrängung herkömmlicher Bücher nach sich ziehen.

In einem Pilotprojekt offeriert Springer Science+Business Media seinen E-Book-Nutzern demnächst ein erweitertes Angebot: In jenen Bibliotheken, die Springer-E-Books besitzen, haben registrierte Nutzer über www.springerlink.com die Möglichkeit, für ihren persönlichen Gebrauch eine Softcover-Ausgabe des E-Books zu bestellen. Unter dem Label "MyCopy" können die ersten Bestellungen seit November aber nur im US-amerikanischen Markt getätigt werden. Der Einheitspreis der kopierten Bücher beträgt 24,95 US-Dollar inklusive Versandkosten. Nach Abschluss der Pilotphase soll darüber entschieden werden, ob das Angebot auf Europa ausgedehnt wird.

Die Frankfurter Buchmesse hat eine Umfrage zur Digitalisierung des Buchmarkts initiiert, an der mehr als 1000 Experten teilgenommen haben. Demnach erwarten zwar 60 Prozent, dass der Markt auch in fünf Jahren noch vom Papier-Buch beherrscht wird. Doch 40 Prozent der Befragten prognostizierten, dass der Absatz von digitalen Inhalten 2018 den Absatz traditioneller Bücher überflügeln wird. Und mehr als 70 Prozent gaben an, dass sie sich für die digitale Herausforderung gerüstet fühlen.

STICHWORT

E-Book

Das E-Book (engl. electronic book) macht Bücher in digitaler Form verfügbar. Das funktioniert auf verschiedene Weise. Digitale Bücher sind über das Internet am Computer oder Laptop lesbar. Oder sie werden als digitale Kopie in sogenannte E-Book-Reader eingelesen, die das herkömmliche Buch in Aussehen und Form nachahmen. Vor allem im Bereich der Fachpublikationen haben E-Books zunehmend Marktbedeutung erlangt, was vor allem auf die Funktion der Volltextsuche zurückzuführen ist. Nahezu jede Uni-Bibliothek verfügt inzwischen über ein großes Angebot an E-Books.

(Smi)

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