Ärztetag

„Wie beim chinesischen Nationalkongress“

Selbst eine Satzungsdiskussion schafft es, die Gemüter auf dem Ärztetag in Wallung zu bringen.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

MÜNSTER. Satzungsdiskussionen gelten in der Regel nicht als Aufreger. Als indes der Deutsche Ärztetag am Mittwochnachmittag über neue Abläufe und Prozesse von Ärztetagen diskutierte, brachte das nicht wenige Delegierte in Wallung – mehr als zwei Stunden währte die Debatte.

Denn viele Vorschläge gehen weit über Formalia hinaus. Einzelne Delegierte wollen den Ärztetag kompakter und schlagkräftiger in der Außenwirkung machen. Andere wiederum fürchteten, dies könne zu Lasten basisdemokratischer Elemente gehen. Und so entspann sich eine streckenweise verbissene Diskussion.

Montgomery reagiert pikiert

Als „präfeudalistisch“ bezeichnete es ein Abgeordneter, dass man vom Plenarsaal eine Treppe hinaufsteigen muss, um auf Höhe des BÄK-Vorstands einen Antrag einzureichen.

Der scheidende BÄK-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery reagierte pikiert – dies habe mit Satzungsfragen nichts zu tun, sondern lasse sich baulich leicht ändern.

Was eine andere Delegierte wenig später nicht daran hinderte, die Front der BÄK-Vorstände und Kammerchefs am Kopfende des Plenarsaals mit dem „chinesischen Nationalkongress“ zu vergleichen.

Deutlich wurde, dass sich etliche Delegierte nicht nur an baulichen Fragen Deutscher Ärztetage stoßen. Sie fürchten um die „Augenhöhe“ zwischen der „Basis“ und dem BÄK-Vorstand.

So wollte der Delegierte Dr. Robin Maitra etwa wissen, was aus Anträgen wird, die an den Vorstand überwiesen wurden. Er plädierte dafür, den neuen Vorstand per Prüfauftrag das Thema aufarbeiten zu lassen.

Gelegentlich diffuse Beschlusslage

Der rheinland-pfälzische Kammerchef Dr. Gunther Matheis argumentierte in die andere Richtung und forderte, sich mit der Antragsflut der Delegierten auseinanderzusetzen. Angesichts einer gelegentlich diffusen Beschlusslage mit teilweise sich widersprechenden Anträgen fürchtet Matheis um die „Gestaltungskraft“ von Ärztetagen.

Andere Delegierte widersprachen ihm und verwiesen auf die Satzung. Darin stehe nichts von „Gestaltungskraft“ – Ärztetage sollten lediglich dem „Erfahrungsaustausch“ dienen, heiße es dort.

Sachsens Kammerchef Erik Bodendieck geht noch weiter und will Ärztetage kompakter machen. „Wir haben immer größere Probleme Delegierte zu finden, die von ihrem Arbeitgeber für eine Woche freigestellt werden.“

Den BÄK-Vorstand wollen er und sein baden-württembergischer Kollege Dr. Wolfgang Miller daher beauftragen, gemeinsam mit den Ländesärztekammern Strukturreformen für Deutsche Ärztetage zu erarbeiten.

Der scheidende BÄK-Chef Montgomery seufzte an seinem vorletzten Arbeitstag tief: Er ist seit 1983 bei Deutschen Ärztetagen dabei – und solche Vorschläge seien seitdem von den Delegierten immer abgelehnt worden. D

ieses Mal nicht, Bodendick hat sich bei den Delegierten durchgesetzt, während der Großteil der anderen Anträge einfach an den Vorstand überwiesen wurden.

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