Deutscher Ärztetag:

Antrag sieht stärkere Rolle des Hausarztes vor

Am letzten Tag des 122. Deutschen Ärztetages befassten sich die Delegierten mit einer Flut von Anträgen. Einige wichtige Beschlüsse hier im kurzen Überblick.

Anke ThomasVon Anke Thomas Veröffentlicht:
Dafür – dagegen? Bei manchen Anträgen mussten die Pro und Kontra-Stimmen jeweils ausgezählt werden. Michaela Ilian

Dafür – dagegen? Bei manchen Anträgen mussten die Pro und Kontra-Stimmen jeweils ausgezählt werden. Michaela Ilian

© Michaela Ilian

MÜNSTER. Über rund 150 Anträge hatten die Delegierten des Deutschen Ärztetages am Freitag zu befinden. Ob Gesundheitsberufe, Prävention, Umwelt und Gesundheit, die vertragsärztliche Versorgung, Vergütung – einige Themen wurden zur weiteren Bearbeitung an den Vorstand der Bundesärztekammer überwiesen, vieles fand Zustimmung. Hier ein kurzer Überblick zu den Beschlüssen:

  • Hausärzte stärken: Auch wenn Bedenken laut wurden, dass ein Antrag zur Stärkung der Rolle des Hausarztes die Ärzteschaft spalten könnte, stimmten die Delegierten mehrheitlich dafür, dass Hausärzte in der Regel der erste Ansprechpartner für Patienten sein sollen. Der BÄK-Vorstand soll dies dem Gesetzgeber auch klar artikulieren und „sich konstruktiv in die Diskussionen einbringen“, heißt es in dem Antrag.
  • MFA stärken: Die große Bedeutung der qualifizierten Tätigkeit von MFA und deren Beitrag zur Sicherstellung der ambulanten Versorgung an der Seite der Ärzte wurde unterstrichen. Die Attraktivität des Berufes und seine Stellung im Kontext zu anderen Gesundheitsfachberufen müsse weiter erhöht werden. Auch eine adäquate, der qualifizierten Arbeit entsprechende Vergütung sei dabei unabdingbar. Zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit einer Arztpraxis als Arbeitgeber sei es erforderlich, dass Personalkostensteigerungen vollständig durch die Krankenkassen refinanziert werden müssten.
  • Impfpflicht Masern: Die von der Bundesregierung geplante Impfpflicht gegen Masern unterstützt die Ärzteschaft. Alle Krankenkassen sollten Verträge zur Durchführung von Schutzimpfungen durch Betriebsärzte sowie Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst abschließen, forderten die Ärztetags-Delegierten.
  • Keine Substitution ärztlicher Leistungen: Das geplante Hebammenreformgesetz enthalte Risiken der Substitution frauenärztlicher Leistungen in der Schwangerenvorsorge und Geburtshilfe, warnten Vertreter verschiedener Kammern in ihrem Antrag. Die Mutterschafts-Richtlinien regelten die ärztliche Schwangerenvorsorge; Hebammen dürften nur bestimmte Untersuchungen durchführen. Die Delegierten forderten unter anderem eine Abgrenzung der Beratungs- und Untersuchungsleistungen der Hebammen.
  • DMP – Keine Streichung der Kostenpauschalen: Lange Zeit hätten Ärzte darauf hingewirkt, dass die Inhalte der DMP-Programme für Patienten medizinisch sinnvoll seien. Nun sei eine Streichung der Kostenpauschale für DMP im Faire-Kassenwahl-Gesetz vorgesehen. „Ohne eine ausreichende Refinanzierung der Programmkosten werden voraussichtlich die Krankenkassen an einer Fortführung solcher Maßnahmen nicht interessiert sein“, fürchten die Ärzte. Die Streichung der DMP-Programmkostenpauschale lehnten die Delegierten deshalb ab. Mit der Streichung drohten massive Rückschritte beim Behandlungsniveau chronisch Kranker.
  • Erhalt Sozialmedizinischer Dienst Knappschaft-Bahn-See: Die geplante MDK-Reform darf nicht dazu führen, dass der Sozialmedizinische Dienst (SMD) der Knappschaft-Bahn-See aufgelöst wird oder in den künftigen Medizinischen Dienst eingegliedert wird. Der SMD sei vielmehr ein gutes Beispiel dafür, dass die sektorenübergreifende Versorgung der Patienten gelinge. Hier gebe es zum Beispiel keine Beurteilung der Arbeitsunfähigkeit nach Aktenlage, die Versorgung der Patienten erfolge nahtlos, erklärte Dr. Wolfgang Klingler, unter anderem Antragsteller und Abgeordneter der Ärztekammer Nordrhein. Unter großem Beifall wurde der Antrag angenommen.
  • Pränataltest auf Trisomie: Der Bluttest zur pränatalen Feststellung einer Trisomie sollte in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden. Eine ausreichende Beratung müsse dabei zwingend gewährleistet sein, forderte der Ärztetag.
  • Klimaschutz als Schwerpunkt: Auf dem 123. Deutschen Ärztetag, der in Mainz stattfinden wird, soll ein Schwerpunktthema der Klimaschutz sein.
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