Hauptstadtkongress 2016

Kunstorgane aus dem 3D-Drucker und mehr

Mitten im Reformprozess der ambulanten und stationären Versorgung sowie einer grundlegenden Revision des Pflegebegriffs diskutiert der Hauptstadtkongress 2016 von Mittwoch bis Freitag die vielfältigen Aspekte medizinischer, technischer und organisatorischer Innovationen für das Gesundheitswesen.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Jährlicher Treffpunkt von Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis. Der Hauptstadtkongress (Archivbild).

Jährlicher Treffpunkt von Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis. Der Hauptstadtkongress (Archivbild).

© David Vogt

BERLIN. Wird es eines Tages möglich sein, durch Gewebezüchtung und perfektionierten 3-D-Druck künstliche Organe zu erzeugen und damit dem dramatischen Mangel an Spenderorganen abzuhelfen? Stehen wir mit neuen Arzneimitteln am Vorabend eines Durchbruchs im Kampf gegen Krebserkrankungen?

Gelingt es, durch Innovationen neue Antibiotika zu finden, mit denen die wachsende Bedrohung durch multiresistente Keime überwunden werden könnte? Und: Nehmen Ärzte, Verantwortliche in der Krankenpflege und im Management von Gesundheitseinrichtungen die Chancen der Digitalisierung der Medizin und einer modernen Prozesssteuerung wahr?

Dieses breite Spektrum an Innovationsmöglichkeiten wird von Mittwoch bis Freitag die rund 8000 Teilnehmer des Hauptstadtkongresses 2016 beschäftigen.

Insgesamt bietet der Kongress 200 Veranstaltungen mit rund 600 Referenten auf, wie Kongresspräsident Ulf Fink am Dienstag ankündigte. Eröffnet wird der Kongress am Mittwochvormittag mit einer Video-Botschaft von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und einem Eröffnungsvortrag der Parlamentarischen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz.

Nach Auffassung des wissenschaftlichen Leiters des Ärzteforums, Professor Axel Ekkernkamp, müssen sich Ärzte dringend mit technischen Innovationen wie der Digitalisierung der Medizin oder dem Einsatz von Gesundheits-Apps als Option in der Prävention auseinandersetzen. Notwendig sei die Etablierung von Zweitmeinungsverfahren, allerdings nicht zufallsgesteuert in der Hand des Patienten, sondern als systematisches Konsiliarverfahren von Ärzten unter Einbindung des Patienten. Ferner wird sich der Kongress dem ärztlichen Nachwuchs, aber auch der Burn-out-Problematik widmen.

"Mangel an hochwirksamen Antibiotika bereitet uns Kummer"

Mit Blick auf die kritische Auseinandersetzung des Ärztetages mit Arzneimittelinnovationen und deren Kosten plädierte Ekkernkamp für einen Dialog mit den Herstellern, wie er beispielsweise in Berlin-Brandenburg bereits zustande gekommen sei. "Wir in unserem Unfallkrankenhaus Berlin spüren die Arzneimittelkosten nicht so furchtbar. Was uns aber wirklich Kummer macht, ist der Mangel an wirksamen Antibiotika."

Der wissenschaftliche Leiter des Krankenhauskongresses, Professor Heinz Lohmann, plädierte für einen Kulturwandel in der Innovations- und Investitionspolitik. Klinikträger- und -Manager müssten zur Kenntnis nehmen, dass die Hoffnung auf die "große Kelle" staatlicher Zuwendungen trügerisch gewesen sei. Es gebe einen ausgeprägten Mangel an Modernisierung. Dies betreffe Bauten, Technik und vor allem die Informationsinfrastruktur.

"Die Digitalisierung der Medizin und vor allem die Chancen für die Prozesssteuerung im Gesundheitswesen wird zu einem Geschwindigkeitsthema werden", prognostizierte Lohmann. Er hält den Einstieg völlig neuer Investoren, insbesondere aus der IT-Industrie, auch in das Gesundheitswesen für möglich.

Begleitet sei diese Entwicklung von zunehmender Schärfe im Streit zwischen Ökonomen und Ärzten - was auch auf dem Ärztetag zum Ausdruck gekommen sei. . Lohmann: "Die These ,Mehr Produktivität geht nicht' lasse ich nicht gelten." Die Sprachlosigkeit zwischen Ärzten und Ökonomen müsse überwunden werden, etwa indem die Bedeutung von Innovation und Digitalisierung für die Qualität der Medizin stärker beachtet werde.

Vor großen Herausforderungen sieht die Leiterin des Pflegekongresses, Hedwig Francois-Kettner, die pflegerische Versorgung. Gegenwärtig sieht sie die Politik in der Verantwortung dafür, dass die Selbstverwaltung der Pflegekassen, aber auch die Medizinischen Dienste der Krankenkassen die Pflegereform und die Neudefinition des Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Sinne der Patienten umsetzen. Für die Reform der Pflegeberufe erwartet sie Diskussionen um Details, aber keine Abkehr von der generalistischen Ausbildung.

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