Klinik-Report

Weniger Kliniken mit Verlust, aber mit Investitionsstau

Der Anteil der Krankenhäuser mit Verlusten ist zwischen 2012 und 2014 von 33,7 auf 23 Prozent gesunken. Aber die verbesserte Ertragslage führt nicht dazu, dass Kliniken ihre Investitionsfähigkeit verbessern können.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

BERLIN. Verhaltenes Aufatmen bei Klinik-Managern: Laut Krankenhaus Rating Report, der am Donnerstag beim Hauptstadtkongress vorgestellt wurde, hat sich die Ertragslage in den vergangenen zwei Jahren verbessert: Der Anteil der Krankenhäuser in der Gewinnzone hat sich von 66,3 auf 77 Prozent erhöht, der Anteil der Kliniken, deren Insolvenzrisiko über 2,5 Prozent liegt, ist von 12,4 auf 10,8 Prozent gesunken.

Der Report wird jährlich von Professor Boris Augurzky (Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung) und Dr. Sebastian Krolop (Philips) erstellt.

Regional ist die Wirtschaftlichkeit extrem unterschiedlich: In Baden-Württemberg schreibt jedes zweite Krankenhaus rote Zahlen, in den neuen Bundesländern sind es nur 10,5 Prozent.

Verluste schreiben 45 Prozent der Kliniken in öffentlicher-rechtlicher Trägerschaft - mit steigender Tendenz - 20,5 Prozent der Frei-Gemeinnützigen und nur vier Prozent der Kliniken in privater Trägerschaft. Ausschlaggebend für die Wirtschaftlichkeit ist auch die Systemrelevanz eines Klinikums, seine tragende Bedeutung für die Gesundheitsversorgung einer Region, etwa die Teilnahme an der Notfallversorgung und die Abdeckung aller Krankheitsschweregrade: Kliniken mit hoher Systemrelevanz arbeiten zu sechs Prozent mit Verlust, bei geringer Systemrelevanz zu 20 Prozent, hat sich bei einer kleineren Auswahl an Krankenhäusern aus dem Report ergeben.

Entlastung durch KHSG

Eine gewisse Entlastung erwartet Krolop in den nächsten Jahren aufgrund des Krankenhaus-Strukturgesetzes (KHSG): Es erhöht das Erlöspotenzial einmalig ab 2016 um bis zu 870 Millionen Euro. Dies könnte dazu führen, dass der Anteil der Krankenhäuser mit Verlust auf zwölf Prozent, unter der Annahme von Produktivitätsverbesserungen sogar auf 7,5 Prozent sinkt.

Die Reform ändere jedoch nichts am größten Schwachpunkt der Krankenhausversorgung: der mangelnden Investitionsfähigkeit aufgrund der unzureichenden Fördermittel der Länder, kritisierte RWI-Gesundheitsökonom Boris Augurzky. Dies führt dazu, dass nur 58 Prozent der Krankenhäuser in vollem Umfang investitionsfähig sind und nicht aus der Substanz leben.

Extreme Unterschiede zeigen sich je nach Trägerschaft: Bei öffentlicher und freigemeinnütziger Trägerschaft entspricht das in den Bilanzen stehende Anlagevermögen knapp 50 Prozent der Herstellungs- oder Anschaffungskosten - bei privaten Trägern liegt der Anteil bei 72 Prozent; ihr Kapitalstock ist also wesentlich jünger und moderner.

Bei einem berechneten Investitionsbedarf von jährlich 6,6 Milliarden Euro zahlen die Bundesländer lediglich 2,7 Milliarden Euro, weitere 1,9 Milliarden Euro stemmen die Kliniken aus DRG-Erlösen. Unter dem Strich verbleibt eine Investitionslücke von jährlich zwei Milliarden Euro, die zu einem schleichenden Substanzverlust führt.

Augurzky fordert deshalb als nächsten Schritt für eine Klinikreform einen Investitionspakt von Bund, Ländern und Krankenkassen. Ferner müsse mehr Marktdynamik zugelassen werden, um neuen Anbietern den Markteintritt zu ermöglichen. Unternehmenspolitisch empfahl Augurzky die Realisierung arbeitssparenden technischen Fortschritts anstatt Personalvermehrung, Digitalisierung und stärkeres Engagement in der ambulanten Versorgung. Seiten 2 und Beilage

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