Kommt bei der Medica der Showdown zur E-Card?

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Von Philipp Grätzel von Grätz

Was wird aus der elektronischen Gesundheitskarte? Während der Medica müssen Mitglieder der neuen Regierung erstmals wirklich Farbe bekennen.

Wenn Presseanfragen zur elektronischen Gesundheitskarte (eGK) kommen, dann weiß Gilbert Mohr von der KV Nordrhein derzeit schon vorher, was gefragt wird. Seit Sommer 2009 werden die Ärzte in der Region Nordrhein mit den neuen Lesegeräten für die eGK ausgestattet. Ohne diese Lesegeräte werden sie die neuen Karten ihrer Patienten nicht einlesen können. Einmal pro Woche veröffentlichte Mohr zuletzt die aktuelle Quote auf der Webseite der KV Nordrhein. Stand Ende Oktober hatten 63,5 Prozent der niedergelassenen Ärzte ein Lesegerät bestellt - mehr als noch im September erwartet worden war, aber deutlich von einer flächendeckenden Verfügbarkeit entfernt.

Bei den Krankenkassen stößt die ärztliche Zurückhaltung auf wenig Begeisterung. Die Situation sei optimierungsbedürftig, heißt es bei der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK). Die DAK-Versicherten stehen der eGK aufgeschlossen gegenüber: "Ein großer Anteil der angeschriebenen Versicherten hat bereits ein Lichtbild abgegeben", sagt Daniela Schmidt von der DAK.

Die Kassen stehen vor einem Dilemma. Seitdem im Koalitionsvertrag stark interpretationsbedürftige Sätze zur E-Card stehen - zunächst soll es eine Bestandsaufnahme geben -, weiß niemand mehr so recht, wie das Projekt in Zukunft wirklich weitergehen wird. Für die Kassen stehen nicht nur in Nordrhein erhebliche Summen auf dem Spiel - Geld, das sie zum Beispiel in die Organisation des Basis-Rollout der Karte und in den Versand der ersten Karten an Versicherte gesteckt haben. Einige Kassen stellten deshalb vor einigen Wochen die Kartenausgabe vorübergehend ein. Nach einem Brief des neuen Gesundheitsministers Philipp Rösler, in dem dieser sich für eine Weiterführung des Basis- Rollouts aussprach, verständigten sich die nordheinischen Kassen Anfang November aber darauf, die Ausgabe der Karten fortzusetzen.

Auch die Hersteller von Kartenlesegeräten beobachten die Trendkurve der KV Nordrhein mit hohem Interesse. Bei der Medica sind die Unternehmen erstmals mit den von der Betreiberorganisation gematik zugelassenen "eHealth BCS-Terminals" sowie mit ihren ebenfalls eGK-kompatiblen mobilen Kartenlesern präsent. Die Auswahl ist beachtlich. Ende September hatten acht Hersteller eHealth BCS-Terminals und sechs Unternehmen mobile eGK-Leser im Angebot. Die meisten Geräte verfügen dabei über einen zusätzlichen Steckplatz für den elektronischen Heilberufsausweis. Das wird relevant, wenn die Arztpraxen mit der eGK online gehen möchten.

CCV Celectronic (Halle   15 / G05) wird erstmals sein CARD STAR/memo3 vorstellen, ein mobiles Lesegerät mit Display und Tastatur. Es kann auf die stationären Terminals des Herstellers wie eine Dockingstation aufgesetzt werden. Und auch Sagem Monétel (Halle 15/A41) hat ein neues mobiles Kartenterminal aus der ORGA-Reihe in Vorbereitung, das, anders als das ORGA 920 M, ein vielzeiliges Grafikdisplay bieten wird.

Interessanter mit Blick auf die Zukunft der eGK freilich sind derzeit die politischen Debatten. Und die werden bei der Medica breiten Raum einnehmen. Bei der Sonderschau Medica Media in Halle 15 werden sich heute erstmals nach der Wahl ranghohe Vertreter von Politik und Selbstverwaltung öffentlich zur Perspektive der eGK äußern.

Wann es in Nordrhein dann richtig los geht, wie die Kartenausgabe in anderen Bundesländern weiterlaufen soll, wie die Kassenärzte bei der Anschaffung von Lesegeräten unterstützt werden sollen, wie die Online-Tests weitergehen sollen: Möglicherweise weiß man heute Nachmittag mehr darüber.

Medica-Besucher können sich am Stand der gematik (Halle  15 /C04) ein Bild vom Online-Dienst zu den Versichertenstammdaten machen. Am Stand sind auch weitere eGK-Anwendungen wie Arzneidokumentation und E-Rezept zu sehen.

Die spannendste eGK-Anwendung bei der Medica wird die Knappschaft Bahn See präsentieren. In deren Versorgungsnetz "prosper" läuft die zweite Phase des prospeGKT-Projekts, bei dem Patienten ihren Ärzten mit einer Chipkarte Zugriff auf eine von T-Systems (Halle 15/A31) entwickelte E-Patientenakte verschaffen. Von der Patientenakte als Königsdisziplin der Patientenkarte versprechen sich Experten den größten Effekt einer Einführung der eGK.

Medica: Medica Media, Hall 15

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