Anschlag auf U-Bahnstation

Terror in London löste reaktionsschnelle Hilfe aus

Londons Notfallmedizin funktioniert schnell und effektiv, wenn es darauf ankommt. Der Anschlag vergangenen Freitag verlief auch deshalb gottlob blande.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:
Rettungskräfte an der Londoner U-Bahnstation Parsons Green. Erste Verletzte wurden binnen 15 Minuten versorgt. © dpa

Rettungskräfte an der Londoner U-Bahnstation Parsons Green. Erste Verletzte wurden binnen 15 Minuten versorgt. © dpa

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LONDON. Großes Lob für Londoner Notärzte, Rettungssanitäter und das Krankenhauspersonal nach dem Terroranschlag am Freitag in der britischen Hauptstadt. Als am Freitagmorgen um 8.20 Uhr Ortszeit eine mit Nägeln gefüllte Eimerbombe, die in einer Einkaufstüte versteckt war, in einem Londoner U-Bahnzug teils explodierte und dann in Flammen aufging, dauerte es weniger als fünf Minuten, bis die ersten Rettungswagen des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) vor Ort waren. Die ersten Verletzten wurden binnen 15 Minuten noch an Ort und Stelle notärztlich versorgt. Am Sonntag waren die meisten der 30 Verletzten wieder aus den Kliniken entlassen worden.

Die meisten von ihnen hatten entweder Prellungen oder Verletzungen des Bewegungsapparates als Folge einer Massenpanik erlitten, oder Verbrennungen, weil sie dicht an der Eimerbombe standen. Keiner der Patienten wurde lebensbedrohlich verletzt. Das ist nach Angaben von behandelnden Ärzten hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, dass die selbst gebaute Bombe nicht voll explodierte.

"Wir hatten Glück im Unglück"

"Das hätte viel, viel schlimmer ausgehen können. Wir hatten Glück im Unglück", so ein Polizeisprecher am Wochenende zur "Ärzte Zeitung". Die Verletzten wurden am Freitag in umliegende Krankenhäuser im Südwesten Londons gebracht. In einigen Kliniken wie dem Chelsea and Westminster Hospital, das zu den führenden Kliniken Großbritanniens gehört, wurden vorsorglich nicht dringende Operationen verschoben, um freie OP-Kapazitäten zu haben. Wie sich bald herausstellte, wurden diese nicht gebraucht. Aber Erfahrungen aus der Vergangenheit mit Terroranschlägen in London und anderen britischen Städten haben gezeigt, dass die Klinikverwaltungen nach einem solchen Vorfall zunächst vom "worst case scenario", also vom schlimmst möglichen Fall, ausgehen, um Sicherheitsreserven zu haben.

Der Londoner Klinikarzt Dr. Alistair Teague zur "Ärzte Zeitung": "Die britische Notfallmedizin und besonders Kliniken in London, Manchester und Belfast haben jahrzehntelange Erfahrungen mit der Behandlung von Terroropfern und Traumapatienten. Das ist ein großer Vorteil und hilft, Patientenleben zu retten."

Kliniken hatten im Vorfeld für Terroranschlag "geprobt"

Recherchen der "Ärzte Zeitung" in London haben zudem ergeben, dass die großen Londoner Akutkliniken, die für Traumapatienten besonders geeignet sind, in den vergangenen Monaten mehrfach für einen großen Terroranschlag geprobt haben. Dazu gehören das University College, das St. Marys Hospital, Kings College, St. Thomas und das Royal Hospital London. "Wir sind vorbereitet", so ein Sprecher des Kings College.

Am Wochenende haben die britischen Behörden die Terror-Warnstufe von Orange auf Rot – die höchst-mögliche Stufe – heraufgesetzt. Das heißt, die Behörden gehen davon aus, dass weitere Terroranschläge "unmittelbar bevor" stehen.Die Londoner Polizei hat inzwischen zwei Verdächtige festgenommen. Wie Scotland Yard am Sonntag mitteilte, wurde ein 21-jähriger Mann am späten Samstag in Hounslow im Westen Londons wegen Terrorverdachts in Gewahrsam genommen. Zuvor war ein 18-jähriger Mann im Ausreisebereich des Hafens von Dover festgenommen worden. Die IS-Terrormiliz reklamiert den Anschlag für sich.

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