Wenn Ereignisse nicht eintreten

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Nicht nur belastende Situationen - Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alltagssorgen - können Streß auslösen. Mitunter wird auch das Ausbleiben von Ereignissen zur Belastung, etwa ungewollte Kinderlosigkeit, unerwiderte Gefühle oder eine nicht realisierbare Karriere. Die bittere Erkenntnis, daß Träume nicht verwirklicht werden können, zieht meist emotionale Turbulenzen nach sich. Ernüchterung, Frustration und Niedergeschlagenheit sind die Folgen.

Der negativen Wirkung solcher "Nicht-Ereignisse" ist in der Streßforschung indes bislang kaum Aufmerksamkeit zuteil geworden. Grund genug für Siegfried Preiser, Psychologieprofessor an der Universität Frankfurt am Main, das Phänomen der Lebensenttäuschungen näher zu beleuchten (Zeitschrift für Psychologie, 213, 2005).

Preiser und seine Mitarbeiter befragten 40 Personen, die in den letzten Jahren ein für sie bedeutsames Ziel wie eine berufliche Karriere aufgeben mußten: Wie haben sie die Krisenerfahrung erlebt, was hat ihnen bei der Bewältigung geholfen?

Die Ergebnisse zeigen, daß Nicht-Ereignisse einen oft schmerzhaften Bewältigungsprozeß in Gang setzen, an dessen Ende meist eine grundlegende Reorganisation von Lebensperspektiven, Werten und Einstellungen steht. Wer sich an veränderte Umstände anpassen kann und bereit ist, bisherige Ziele infrage zu stellen, kann die Lebenskrise erfolgreicher bewältigen.

Besonders die Kombination aus Veränderungsbereitschaft und Beharrlichkeit scheint eine psychische Neuorientierung zu ermöglichen. Als hilfreich haben sich zudem ein hohes Maß an sozialer Unterstützung und eine starke Religiosität erwiesen.

Die Auseinandersetzung mit Nicht-Ereignissen hat häufig auch eine Umwertung persönlicher Prioritäten zur Folge. Die Bedeutung leistungsbezogener Ziele (etwa beruflicher Erfolg) ist bei den Befragten über die Zeit unverändert geblieben, zwischenmenschliche Werte wie die Pflege enger Freundschaften und auch hedonistische Ziele dagegen erlangen nun eine größere Bedeutung. Sicherheit, materieller Wohlstand und die Besinnung auf das Wesentliche treten stärker in den Vordergrund. (luka)

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