Fördert Streß die Gefahr einer tödlichen Sepsis?

BERLIN (mut). Starker Streß und Depressionen bei Patienten erhöhen vielleicht das Risiko für eine tödlich verlaufende Sepsis nach einer Op. Denn Streß schwächt das Immunsystem zusätzlich.

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Patienten mit einer Sepsis sterben häufiger an Organversagen durch einenen Zusammenbruch des Immunsystems als durch einen septischen Schock. Darauf hat Professor Christine Schütt von der Uni Greifswald beim Hauptstadtkongreß hingewiesen.

So kommt es mit Beginn einer Sepsis zwar zunächst zu einer überschießenden Entzündungsreaktion, die einen septischen Schock auslösen kann, nach kurzer Zeit kippen die Patienten jedoch in einen Zustand, in dem anti-entzündliche Prozesse überwiegen. Gelingt es nicht, Patienten wieder rasch aus diesem Zustand zu holen, können sie an den Folgen einer Immunparalyse sterben.

Werden bei Patienten bereits zu Beginn der Sepsis überwiegend entzündungshemmende Faktoren im Blut festgestellt, so ist das Risiko hoch, daß während der Sepsis das Immunsystem zusammenbricht, erläuterte Schütt.

Ein schlechter Immunstatus sollte daher vor einer Op vermieden werden. Dabei könne es sich auch lohnen, die Patienten vor einer Op auf starken Streß oder Depressionen zu untersuchen - denn durch Streß werden ähnliche immunsupprimierende Faktoren freigesetzt wie bei einer Sepsis.

Schütt stellte Daten aus Tierversuchen vor, bei denen Ratten unter Streß gesetzt wurden, indem man sie täglich einige Stunden in eine enge Röhre sperrte und beschallte. Die Ratten zeigten depressive Symptome, einen massiven Verlust von T-Zellen, eine Schädigung des Darmepithels sowie hohe Serumwerte entzündungshemmender Zytokine - ähnlich wie bei Menschen mit Sepsis. Solche Tiere bekamen nach zehn Tagen oft spontan eine Pneumonie.

Die Immunsuppression durch Streß ließ sich fast ganz verhindern, bekamen die Tiere Methyltryptophan. Die Substanz blockiert den Abbau von Tryptophan zu anti-entzündlichen Zytokinen. Methyltryptophan ist als Arznei nicht zugelassen.

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