Studie

Hausarbeit steigert gesundheitliches Wohlbefinden bei Senioren

Ein Disput, der bis ins Rentenalter anhält: die geringere Mithilfe von Männern im Haushalt. Dabei sind die Tätigkeiten nicht nur dem häuslichen Frieden, sondern wohl auch der Gesundheit zuträglich, so eine Studie.

Veröffentlicht:
Das bisschen Haushalt .... Dieser Schlager aus den 70iger Jahren ist inzwischen auch Studienthema. Einer aktuellen Erhebung zufolge profitieren Senioren – Männer wie Frauen – von den Aktivitäten.

Das bisschen Haushalt .... Dieser Schlager aus den 70iger Jahren ist inzwischen auch Studienthema. Einer aktuellen Erhebung zufolge profitieren Senioren – Männer wie Frauen – von den Aktivitäten.

© Robert Kneschke /stockadobe.com

BREMEN. Emanzipation hin oder her – Frauen arbeiten im Haushalt immer noch deutlich mehr als Männer. Das gilt nicht nur während der berufstätigen Zeit. Eine neue Studie von Bremer Wissenschaftlern (doi.org/10.1186/s12889-017-4979-z) stellt nun klar: Das Missverhältnis bleibt auch im Rentenalter bestehen.

Frauen ab 65 Jahren widmen sich im Schnitt fast fünf Stunden der Hausarbeit, ältere Männer nur drei. Was die Forscher des Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie– BIPS noch herausfanden: Die Tätigkeit hat Auswirkungen auf das gesundheitliche Wohlbefinden.

Für die Studie waren Aussagen von 36.000 Seniorinnen und Senioren über 65 Jahren aus Europa und den USA zu ihren täglichen Aktivitäten ausgewertet werden. Danach brachten ältere Frauen für Kochen, Einkaufen und Putzen täglich 220 Minuten auf, Männer nur 90.

Die männlichen Senioren investierten dafür zwar mit 70 Minuten mehr Zeit für Gartenarbeiten, Reparaturen oder die Betreuung von Haustieren auf als Frauen (40 Minuten). Damit waren die Seniorinnen aber insgesamt aktiver im Haushalt.

Die Forscher schauten sich danach an, welche Auswirkungen das Verhalten auf das gesundheitliche Wohlbefinden hat. "Alle fühlten sich gesünder, wenn sie im Haushalt etwas leisten", betont Tilman Brand, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen und Mitautor.

Schlaf bei Frauen entscheidender?

Allerdings zeigten sich deutliche Unterschiede bei den Geschlechtern. "Männer, die mit sechs Stunden sehr viel im Haushalt machen, fühlen sich besonders gesund", sagt Brand. Das gelte auch ganz unabhängig davon, ob sie viel oder wenig schlafen, denn die Schlafdauer hatten die Forscher auch noch genauer betrachtet.

Bei den Frauen lag das Arbeitsoptimum dagegen bei ein bis drei Stunden – bei einer Schlafdauer von sieben bis acht Stunden. Über die Gründe für die unterschiedlichen Auswirkungen kann Autor und Doktorand Nicholas Adjei nur spekulieren: "Möglicherweise spielt die Art der Aktivitäten eine Rolle.

Männer arbeiten viel im Garten, sind dabei körperlich aktiv und unter freiem Himmel. Frauen dagegen sind zum Teil mit sehr repetitiven Tätigkeiten im Haus beschäftigt." Eine gleichmäßigere Verteilung der Arbeiten könnte seiner Ansicht daher durchaus sinnvoll sein.

Sportwissenschaftler Ingo Froböse sieht seine Botschaft durch die Studie bestätigt, dass für die Fitness nicht immer Sport getrieben werden muss. Die körperliche Aktivität am Tag an sich habe bereits einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit. Der Kölner Professor rät deshalb, auch leichte Tätigkeiten mit zusätzlichen Übungen zu verbinden, zum Beispiel, indem Ausfallschritte beim Staubsaugen gemacht würden. (dpa)

Mehr zum Thema

Gesundheitsversorgungsgesetz

Alles für die Baby-Boomer: Entbudgetierung zunächst für Hausärzte

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen