Hochwasser - Katastrophenalarm in Bayern

MÜNCHEN/WIEN/BERN (dpa). Die Hochwasserlage im Süden Bayerns sowie in Österreich und der Schweiz hat sich gestern dramatisch zugespitzt. Garmisch-Partenkirchen sei von der Außenwelt abgeschnitten, das öffentliche Leben sei zusammengebrochen, teilte die Polizei gestern mittag mit. "In Garmisch sind wir in einer Chaos-Phase." Im Westen Österreichs sind nach Angaben des Katastrophenschutzes inzwischen weite Teile des Bundeslandes Vorarlberg durch das schwere Unwetter von der Außenwelt abgeschnitten. In der Schweiz steigt das Hochwasser so schnell wie noch nie zuvor. Selbst die sogenannte Jahrhundertflut von 1999 ist nach Behördenangaben bereits teilweise übertroffen.

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In Garmisch hätten selbst Rettungskräfte Schwierigkeiten, zu der Marktgemeinde am Fuß der Zugspitze vorzudringen, sagte Polizeisprecher Bernd Putzer. Nach Kempten und Garmisch-Partenkirchen wurde auch in den Landkreisen Bad Tölz und Weilheim-Schongau sowie in den Städten Augsburg und Kempten Katastrophenalarm ausgelöst.

Beobachter vor Ort sprachen von "gewaltigen Überflutungen". Häuser und Campingplätze in den Hochwasserregionen wurden evakuiert. Anwohner wurden aufgefordert, ihre Keller und Tiefgaragen sowie die Wohnungen im Erdgeschoß zu räumen und zu sichern.

In Oberstdorf steht ein Ortsteil unter Wasser, es gab Evakuierungen. In Eschenlohe brach auf einer Länge von 50 Metern ein Damm. Hunderte Helfer versuchten, mit Sandsäcken, die Fluten einzudämmen. Auf den Straßen stand das Wasser teilweise 20 Zentimeter hoch. Auch hier wurden Menschen evakuiert worden.

Nahe Augsburg droht eine provisorische Autobahnbrücke der A 8 über den Hochwasser führenden Lech einzustürzen. Die Brückenpfeiler seien unterspült, sagte ein Polizeisprecher. Die A 8 Stuttgart-München wurde zwischen Augsburg und Gersthofen total gesperrt.

Das Technische Hilfswerk (THW) hat in Bayern 550 Kräfte im Kampf gegen das Hochwasser eingesetzt. Einsatzschwerpunkt war zunächst der Landkreis Garmisch-Partenkirchen, wie das Bundesinnenministerium gestern in Berlin mitteilte. "Der schnelle unbürokratische Einsatz und die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Behörden und Länder zeigen die Effizienz des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes in Deutschland", sagte Minister Otto Schily (SPD).

In Österreich sind das Montafon, das Kleinwalsertal und Teile des Bregenzerwaldes nach Dutzenden Murenabgängen nicht mehr erreichbar. Zum Teil war das Gebiet auch vom Telefonnetz abgeschnitten, weil die Hauptleitungen durch Erdrutsche beschädigt wurden.

Die österreichische Telekom hat inzwischen Ersatzleitungen geschaltet. Auch die Strom- und Wasserversorgung sind zum Teil ausgefallen. Der Zugverkehr wurde gestoppt. In der Gemeinde Reuthe sind bei einer Explosion in einem überfluteten Haus sechs Bewohner zum Teil schwer verletzt worden.

In der Schweiz ist die Stadt Luzern durch das steigende Hochwasser akut gefährdet. Der Vierwaldstätter See steigt weiter an, die Marken des Hochwassers von 1999, das schwere Schäden verursacht hatte, wurden zum Teil schon übertroffen, berichtete der Schweizer Rundfunk gestern mittag. Auch Teile der Hauptstadt Bern und Interlakens stehen unter Wasser. Die Gemeinden Grindelwald und Lauterbrunnen sind von der Umwelt abgeschnitten. Tausende Bewohner wurden evakuiert.

In den Schweizer Kantonen Uri und Schwyz sind Autobahnen gesperrt und der Schienenverkehr lahm gelegt. Auch in Davos traten die Flüsse über die Ufer. Im bekannten Wintersportort Klosters wurden 70 Menschen aus einem Altenheim in Sicherheit gebracht. Die Zugstrecke der Gotthardlinie ist für mehrere Tage unterbrochen.

Meteorologen warnten vor weiteren Regenfällen. Zu erwarten sei teils heftiger Dauerregen mit bis zu 100 Litern pro Quadratmeter, sagte Jörg Kachelmann vom Wetterdienst Meteomedia.

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