IM GESPRÄCH

Die Behörden in Louisiana stellen sich offenbar auf bis zu 25 000 Opfer durch den Hurrikan Katrina ein

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Von Ursula Gräfen

In New Orleans geht das Wasser langsam zurück - und gibt nach und nach Leichen frei. So wurden in einem Altenpflegeheim im Vorort St. Bernard gestern mehr als 30 tote alte Menschen gefunden. Zwischen 40 und 50 Heimbewohner konnten aber gerettet werden, berichtet der US-Sender CNN.

Von zehntausend Toten durch den Hurrikan Katrina wird offiziell ausgegangen, doch die Behörden stellen sich offenbar auf viel mehr Opfer ein: Allein für den Staat Louisiana mit New Orleans wurden 25 000 Leichensäcke bereitgestellt.

Unterdessen wächst die Angst vor Seuchen: Das Flutwasser in New Orleans ist so stark mit Bakterien, Chemikalien und Blei verschmutzt, daß die US-Umweltbehörde EPA Einwohner und Retter vor jedem Kontakt gewarnt hat. Die EPA rief alle Menschen in New Orleans auf, das Wasser nicht zu berühren, meldet dpa.

    Das Flutwasser in New Orleans ist verseucht mit Bakterien und Blei.
   

In den trüben Fluten treiben Leichen, Müll, Industrieabfälle und Benzin aus den vielen überfluteten Autos. Die gesamte Infrastruktur ist fast vollständig zerstört, seit zehn Tagen gibt es in weiten Teilen der Stadt weder Strom noch Trinkwasser, beschädigte Gasleitungen können jederzeit explodieren.

Es bestehe die Gefahr, daß sich Menschen mit Hautverletzungen durch das verseuchte Wasser infizieren könnten, warnte die EPA. Auch bestehe ein Risiko, wenn Wasserspritzer in die Augen oder den Mund gelangten.

Fünf Menschen sind bereits an Infektionen mit dem Keim Vibrio vulnificus gestorben. Der Keim sei aber nur gefährlich für alte und kranke Menschen, so der Chef-Epidemiologe von Louisiana Dr. Raoult Ratard. Er geht nicht nicht davon, daß sich das Cholera-verwandte Bakterium zu einer Seuche ausbreiten könnte.

"Wenn Sie die Stadt noch nicht verlassen haben, müssen Sie das jetzt tun", appellierte Dr. Julie Gerberding, die Direktorin der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention, an die 10 000 bis 15 000 Flutopfer, die noch immer in New Orleans aushalten, wie der US-Sender abc berichtet hat.

Auf Anordnung von Bürgermeister Ray Nagin sollen diese Menschen notfalls mit Gewalt in Sicherheit gebracht werden. Helfer und Sicherheitskräfte arbeiteten bis zur völligen Erschöpfung 20 Stunden am Tag, um dann auf der Straße zu schlafen.

Gestern wurden in New Orleans amerikanische Militärflugzeuge mit 94 deutschen Experten des Technischen Hilfswerks erwartet. Die erste Maschine mit Hochleistungspumpen, Lastwagen und einem Team von Helfern an Bord war am frühen Morgen auf dem US- Militärflughafen in Ramstein gestartet.

Die insgesamt 15 Hochleistungspumpen sollen bei der Trockenlegung von New Orleans helfen. Auch sieben Logistik-Experten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) haben ihren Hilfseinsatz in Louisiana gestern aufgenommen, wie das DRK mitteilt.

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