200 000 Zelte, Nahrung und Arznei benötigt

ISLAMABAD (dpa). Zwei Tage nach dem Erdbeben in Südasien wird das Ausmaß der Katastrophe immer deutlicher. Allein in Pakistan kamen nach offiziellen Schätzungen vermutlich mehr als 41 000 Menschen ums Leben, etwa ebenso viele wurden verletzt. Vermutlich etwa 2,5 Millionen Einwohner wurden nach Angaben von Hilfsorganisationen obdachlos. Tausende Menschen galten zunächst noch als vermißt. Weite Landstriche im Norden Pakistans und Indiens wurden verwüstet.

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Internationale Hilfsmannschaften wollen bis Montagabend auch in entlegenste Regionen im Krisengebiet vordringen. Es würden mindestens 200 000 winterfeste Zelte benötigt. Die Überlebenden seien dringend auf Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente, Decken und Zelte angewiesen.

Der Transport von Rettern und Medikamenten in die entlegenen Gebiete der Erdbebenregion ist nach Angaben der deutschen Hilfsorganisation Humedica aber ein großes Problem. "Viele Straßen sind verschüttet", sagte der Arzt Georg Müller von Humedica gestern in einem dpa-Gespräch in Islamabad. Er und seine Helfer sind am Sonntag in der pakistanischen Hauptstadt eingetroffen.

Viele Ortschaften seien extrem schwer zugänglich und nur mit Hubschraubern zu erreichen. Davon gebe es derzeit aber nicht genug, berichtete der Mediziner aus dem hessischen Solms. "Die pakistanische Armee ist damit überfordert." So hätten etwa 150 türkische Helfer noch nicht in die Krisengebiete aufbrechen können.

Müllers Team mit zwei Ärzten, einem Entwicklungshelfer und einem Katastrophenschutzexperten wollte noch am Montag mit einem Jeep in die Stadt Mansehra an der Grenze Pakistans zu China fahren. Die Straße dorthin sei wieder frei. In Mansehra starben 400 Kinder, als das Dach ihrer Schule einstürzte.

Die Helfer haben unter anderem Antibiotika, Schmerzmittel und Verbandzeug im Gepäck. "Wir sind zwar nur zwei Ärzte, aber jeder kann 200 bis 300 Menschen pro Tag untersuchen", sagte Müller. Zunächst gehe es um rasche Hilfe.

"Alles was komplizierter ist, ist nicht verfügbar." An Bluttransfusionen oder Dialysen, die nach schweren Schockzuständen notwendig sein könnten, sei nicht zu denken. Krankenhäuser seien zerstört worden, die Verletzten würden auf freiem Feld behandelt.

Den Überlebenden des Bebens drohen nach Einschätzung des Arztes wegen der heißen Tage, der kalten Nächte und der schlechten hygienischen Bedingungen Infektionen - etwa Blutvergiftungen, Magen- Darm-Erkrankungen und Erkältungen. Außerdem könnte Cholera ausbrechen. Für die vielen Verschütteten sieht Müller noch Hoffnung. Etwa 72 Stunden könnten Menschen in der Regel unter Trümmern überleben.

Von Frankfurt am Main aus starteten gestern auch 15 Spezialisten des Technischen Hilfswerks nach Pakistan. Das Deutsche Rote Kreuz plant heute einen ersten Hilfsflug. Auch die Bundeswehr hat gestern ein Team von 50 Ärzten und Sanitätssoldaten in das Katastrophengebiet geschickt.

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