Klinische Studien zur Xenotransplantation rücken näher

BERLIN (gvg). In zehn Jahren könnten Inselzellen von Schweinen zur Behandlung von Patienten mit insulinabhängigem Diabetes mellitus Standard sein. Diese Einschätzung vertreten führende Experten auf diesem Gebiet.

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"Wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2010 mit einer Phase-I/II-Studie beginnen können, bei der Diabetespatienten Inselzelltransplantate von Schweinen erhalten", sagte Professor Bernhard Hering von der Universität von Minnesota auf dem 10. Mini-Symposium Xenotransplantation am Robert-Koch-Institut in Berlin. Wenn alles optimal laufe, könnte dann bis 2017 eine Zulassung erfolgen.

Die Abstimmung mit den Zulassungsbehörden liefen gerade, so Hering. Die US-Zulassungsbehörde FDA habe sich entschieden, Inselzellen von Schweinen rechtlich wie ein Biological zu behandeln. "Damit wissen wir jetzt, welche Daten wir in den nächsten Jahren vorlegen müssen", so Hering.

Daran, dass die Xenotransplantation von Inselzellen des Schweins ein Erfolg wird, zweifelten die in Berlin anwesenden Experten nicht mehr: "Wir haben große Fortschritte bei der Immunsuppression und bei der Kontrolle möglicher Infektionen durch endogene Viren des Schweins gemacht", betonte der Leiter der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Xenotransplantation, Dr. Joachim Denner. So ließen sich sowohl Infektionen durch endogene Viren als auch hyperakute Abstoßungsreaktionen durch Veränderungen im Genom der transplantierten tierischen Zellen vermeiden.

Kritisch bewertete Hering Berichte über eine erste klinische Studie des neuseeländischen Unternehmens LCT mit Inselzelltransplantaten von Schweinen für Diabetiker. Die neuseeländischen Behörden hätten dazu bisher keine Zustimmung erteilt, sodass die Studie in Russland stattfinde, wo kaum Regularien existierten. "Wir glauben nicht, dass das der richtige Weg ist", so Hering.

Auch medizinisch hegt er Bedenken gegen diese Studie: Um die Abstoßung der Inselzellen zu verhindern, setzen die Neuseeländer auf Membrankapseln, die die Transplantate umhüllen. "Diese Kapseln können aber nicht verhindern, dass tierische Antigene in den Körper gelangen", so Hering. Was das für die Patienten und die Transplantate bedeute, sei unklar. Mehr Erfolgsaussichten hat seiner Ansicht nach die Kombination aus Kapseln und Immunsuppression.

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