Neue minimalinvasive Op hilft Frauen mit Belastungsinkontinenz

KASSEL (slp). Eine neue Op-Methode hilft Frauen mit Belastungsinkontinenz, bei denen konservative Therapien versagt haben. Die Methode, TVT-O genannt, basiert auf dem bereits etablierten Tension-free Vaginal Tape (TVT)-Verfahren (wir berichteten). Sie hat im Vergleich dazu aber Vorteile, etwa eine geringere Gefahr von Organverletzungen bei der Operation.

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"Das ist eine völlig neue Methode, die jetzt erstmals in Deutschland angewandt worden ist", so Dr. Ralf Bentler, Gynäkologe am Diakonie-Gesundheitszentrum in Kassel, zur "Ärzte Zeitung". Bentler hatte Anfang Januar den ersten beiden Frauen in Deutschland ein TVT-O eingesetzt, und zwar wie bei der ursprünglichen Methode über einen Zugang an der vorderen Vaginalwand.

Wie bei der TVT wird bei der TVT-O der Stützeffekt eines spannungsfrei hinter der Urethra plazierten Kunststoffbandes genutzt. Das Band wächst ohne Naht in das umgebende Gewebe ein und stützt Blasenhals und Harnröhre. So geht unfreiwillig, etwa beim Husten, kein Urin mehr ab. Das O bei TVT-O steht für Obturator, da das Band beidseits durch das Foramen obturatum des Beckens verläuft.

Das Besondere im Vergleich zur TVT: Im Stehen verläuft das Band bei der TVT-O hinter der Urethra beidseits seitlich nach unten zum Oberschenkel statt u-förmig nach oben über die Symphyse. Die freien Bandenden liegen schließlich rechts und links subkutan im Bereich des Oberschenkelansatzes statt am Bauch. Das Risiko, Organe, vor allem die Harnblase, und große Gefäße im kleinen Becken beim Legen des Bandes zu verletzen, sei daher sehr gering, so Bentler.

Die bei der TVT nötige Zystoskopie kann deshalb entfallen, was die Op-Dauer von 20 auf zehn Minuten verkürzt sowie das Risiko iatrogener Harnwegsinfekte senkt. Ein weiteres Plus der TVT-O sieht Bentler darin, daß die Gefahr einer Überkorrektur mit postoperativem Harnverhalt bei TVT größer sei als bei TVT-O. Und: Nach Operationen im Becken mit Narben sei die TVT-O besser, da sie diesen Bereich nicht tangiere.

Entwickelt worden ist TVT-O von Professor Jean de Leval von der Uniklinik Lüttich in Belgien und dem Unternehmen Gynecare. Die Resultate bei den bisher etwa 250 operierten Frauen seien gut. Die Erfolgsrate liege wie bei der TVT bei fast 90 Prozent, die intraoperative Komplikationsrate sei gleich Null gewesen, so Bentler. Eine spezielle Vor- oder Nachbehandlung im Vergleich zur TVT ist nicht nötig. Derzeit beträgt der stationäre Aufenthalt für eine TVT-O in Kassel vier bis fünf Tage.

Weitere Infos zur TVT-O: Diakonie-Gesundheitszentrum Kassel, Dr. Ralf Bentler, Tel.: 05 61 / 1002 275, E-Mail: r.bentler@dgk-gesundheitszentrum.de

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