"Weiterhin zu viele Mehrlingsgeburten nach IVF"

HANNOVER (grue). Die Rate an Mehrlingsgeburten nach In-vitro-Fertilisation (IVF) ist nach Auffassung von Reproduktionsmedizinern immer noch zu hoch. Sie könnte durch eine gezielte Auswahl der zu übertragenden Embryonen gesenkt werden.

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Etwa jede vierte Frau erwartet nach In-vitro-Fertilisation (IVF) oder intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) mehr als ein Kind, was ihre Schwangerschaft gefährdet und das Risiko für eine Frühgeburt erhöht. "Ziel jeder Kinderwunsch-Behandlung ist die Geburt eines einzelnen gesunden Kindes", sagte Professor Franz Geisthövel aus Freiburg beim 5. Symposion für gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin in Hannover.

Die Rate an Mehrlingsgeburten nach IVF oder ICSI könnte sogar noch steigen, wenn pro Therapiezyklus drei statt wie derzeit in Deutschland üblich zwei Embryonen übertragen werden. Viele Paare drängen darauf, zumal sie einen Teil der Behandlungskosten jetzt selbst tragen müssen.

"Dabei wäre es sinnvoller, nur einen Embryo einzupflanzen, der sich dann aber mit hoher Wahrscheinlichkeit gesund entwickelt", sagte Geisthövel. Dazu müßte aus einer begrenzten Zahl von Embryonen derjenige ausgewählt werden, der nach seinem mikroskopischen Aussehen und der Entwicklungsgeschwindigkeit das "höchste Implantations-Potential" - abgekürzt: hip - hat.

Solche hip-Embryos werden in Skandinavien, Belgien und Österreich für den Single-Embryo-Transfer bevorzugt und begründen die dort erzielten hohen Erfolgsraten bei nur geringer Mehrlingsrate. "Auch bei uns sollte es möglich sein, das Embryonenschutzgesetz entsprechend liberal auszulegen, um das Risiko von Mehrlingsgeburten zu senken", sagte Geisthövel.

Ob das strenge Gesetz tatsächlich die Selektion von Embryonen zuläßt, ist allerdings umstritten. Auch die Untersuchung der Embryos vor der Übertragung in den Mutterleib ist bei uns stark eingeschränkt. Zulässig ist dagegen die Polkörperdiagnostik (PKD) an befruchteten Eizellen, um Fehlverteilungen von Chromosomen nachzuweisen. Ob sich durch eine routinemäßige PKD die Rate an Fehlgeburten nach IVF oder ICSI reduzieren läßt, wird jetzt erstmals in einer prospektiven multizentrischen Studie geprüft.

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