Tokolyse erhöht Überlebenswahrscheinlichkeit der Föten

BERLIN (dru). Mit der medikamentösen Wehenhemmung soll der Geburtstermin möglichst weit hinausgeschoben werden. Treten die vorzeitigen Wehen in der 23. bis 27. Schwangerschaftswoche auf, steigt mit jedem gewonnenen Tag die Überlebenswahrscheinlichkeit des Kindes um drei Prozent. Das hat Professor Joachim Dudenhausen, der Chefarzt der Klinik für Geburtsmedizin an der Charité, berichtet.

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International gibt es bisher keine einheitliche Leitlinie zur Tokolyse. Die Charité hat für ihre Patientinnen den Standard von dreimal täglich 30 Milligramm Nifedipin nach einer Bolusgabe eines Betamimetikums festgelegt.

Bei Mehrlingsschwangerschaften oder Herz-Lungen-Erkrankungen des Fötus wird der Oxytocin-Antagonist Atosiban verabreicht. Allerdings ist diese Therapie nach Angaben von Dudenhausen wesentlich teurer als die Verwendung von Nifedipin.

Außer Betamimetika sowie Kalzium- und Oxyitocin-Antagonisten werden auch Magnesium, Indometacin und Nitrat-Donatoren zur Tokolyse diskutiert. Dudenhausen faßte die aktuelle Datenlage auf dem 1. Deutsch-Türkischen Kongreß für Medizin und Gesundheitspolitik in Berlin zusammen, zu dessen Schwerpunktthemen die perinatale Sterblichkeit und Morbidität durch Frühgeburten gehörte.

Betamimetika wie Fenoterol sind zwar effektiv zur Wehenhemmung, jedoch brechen etwa 15 Prozent der damit behandelten Schwangeren die Therapie aufgrund von unerwünschten Wirkungen vorzeitig ab. Deshalb gelten Betamimetika heute nicht mehr als Medikamente der ersten Wahl für die Tokolyse.

Magnesium konnte in mehreren Studien nicht als Tokolytikum überzeugen und gilt als nicht ausreichend wirksam. Indometacin hat in Deutschland keine Zulassung für die Tokolyse, ist jedoch effektiv und recht gut verträglich. Beim Fötus kann das Mittel allerdings zu einem Ductus Botalli führen.

Nitropräparate sind zwar ähnlich gut wirksam wie Betamimetika, werden aber nach der Cochrane-Analyse aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht empfohlen. Der Kalzium-Antagonist Nifedepin ist weltweit zugelassen für die Wehenhemmung, in Deutschland aber ist diese Behandlung noch Off-Label-Use. Der Oxytocin-Antagonist Atosiban wirkt länger als Fenoterol (19 im Vergleich zu sechs Tagen) und verursacht keine Lungenödeme.

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