Prophylaktische Eradikation kann Magenkrebs verhindern

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Immer mehr Untersuchungen deuten darauf hin, daß der Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Helicobacter pylori (H.p.) und dem nicht im Kardiabereich lokalisierten Magenkrebs deutlich enger ist als bisher angenommen.

Die Korrelation ist bisher unterschätzt worden, weil der Keim im Laufe der Krebserkrankung häufig wieder verschwindet, betonte in Berlin Professor Wolfgang Fischbach vom Klinikum Aschaffenburg.

Eine Fallkontrollstudie aus dem Saarland habe ergeben, daß eine H.p.-Infektion nicht nur ein Risikofaktor, sondern sogar eine nahezu immer nötige Voraussetzung für die Krebsentwicklung sein könnte (Am J Epidemiol 159, 2004, 252).

Von dieser Erkenntnis ist es nicht weit zu einer Studie, in der untersucht wurde, inwiefern es mit einer prophylaktischen Eradikationstherapie möglich ist, Magenkrebs zu verhindern. Eine entsprechende Untersuchung, bei der 1630 mit H.p. infizierte Gesunde sich entweder einer Eradikationsbehandlung unterzogen oder nur beobachtet wurden, kommt aus China (JAMA 291, 2004, 187).

Die Krebshäufigkeiten in beiden Studienarmen unterschieden sich dabei nach 7,5 Jahren Follow-Up nicht statistisch signifikant voneinander. Wurden aber für die Auswertung nur jene Teilnehmer berücksichtigt, die zu Studienbeginn noch keine präkanzerösen Läsionen hatten, dann sah die Sache ganz anders aus: In dieser Subgruppe mit insgesamt 988 Patienten traten im Eradikationsarm der Studie gar keine Krebsfälle auf, im Placeboarm waren es dagegen sechs (p = 0,02).

"Es sieht so aus, als gebe es beim Magenkrebs einen ’Point of no return‘ im Stadium der atrophischen Gastritis oder der intestinalen Metaplasie", so Fischbachs Interpretation dieser Studie. Stimmt das, dann wäre eine prophylaktische H.p.-Eradikation nur vor diesem ‘Point of no return’ sinnvoll.

Welchen Menschen sollte man als Arzt nun eine prophylaktische H.p.-Eradikation nahelegen, um das Krebsrisiko zu senken? Fischbach nannte vor allem jene, die eine familiäre Disposition für Magenkrebs haben.

Auch Patienten mit einer Risikogastritis vom Corpus-Typ empfiehlt er die Entfernung des Keims. Hochgradige Dysplasien sind für ihn ebenfalls eine Indikation, wenngleich die Erfahrungen aus der chinesischen Studie eher darauf hindeuten, daß es dann schon zu spät ist. (gvg)

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