Psychisch Kranke erleben immer noch viel Distanz

MÜNCHEN (sto). Psychische Krankheiten werden von den meisten Menschen noch immer nicht als schwerwiegende Krankheiten betrachtet. Auf die Frage, wo man im Gesundheitssystem am ehesten sparen könnte, wird oft die Betreuung psychisch Kranker genannt. Am wenigsten Verständnis gibt es für Alkohol- und Drogenabhängige sowie für Schizophrenie-Kranke.

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Noch bis Ende der 70er Jahre mußten die Angehörigen psychisch Kranker bei einer stationären Behandlung für die Hälfte der Therapiekosten aufkommen - die Diskriminierung psychisch Kranker sei somit in Deutschland lange Zeit auch gesetzlich verankert gewesen, sagte Professor Heinz Häfner vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim bei der Verleihung des Hermann-Simon-Preises 2005 in München.

Auch heute sei die soziale Distanz gegen psychisch Kranke in der Gesellschaft noch groß. Das hätten die Studien von Professor Matthias C. Angermeyer vom Uniklinikum Leipzig ergeben. Angermeyer erhielt den Preis für seine wissenschaftliche Lebensleistung in der sozialpsychiatrischen Forschung. Der mit 12 500 Euro dotierte Hermann-Simon-Preis wird vom Unternehmen Lundbeck gestiftet.

Nach den Ergebnissen der Untersuchungen von Angermeyer differenziert die Bevölkerung durchaus zwischen psychischen Erkrankungen. So stoßen Drogenabhängige und Alkoholkranke in der Bevölkerung stärker auf Ablehnung als Schizophrenie-Kranke, und diese wiederum auf stärkere Ablehnung als Depressive und Personen mit Angststörungen.

Angermeyer untersuchte auch die Auswirkungen der Attentate auf Oskar Lafontaine 1990 und auf Wolfgang Schäuble 1991. Beide Taten waren von psychisch Kranken begangen worden. Das zweite Attentat führte zu erheblicher Verschlechterung der Einstellung zu psychisch Kranken.

Distanz zu Schizophrenie hat noch zugenommen

Werden gesunde Personen nach Auslösern für psychische Störungen befragt, so werden oft Beziehungsprobleme genannt. In den letzten zehn Jahren hat sich das Bild etwas verändert: So werden von Nichtärzten auch biologische Faktoren als Auslöser angenommen.

Auch die Akzeptanz von Psychopharmaka hat zugenommen. Weniger verändert hat sich die Einstellung zu psychisch Kranken. Die Distanz zu Schizophrenie-Patienten hat nach Untersuchungen Angermeyers noch zugenommen.

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