Wege zur Rheuma-Frühsprechstunde

BERLIN (gvg). Immer mehr Rheumatologen in Deutschland bieten Frühsprechstunden für Patienten mit früher Rheumatoider Arthritis (RA) an. Doch welche Patienten sollen Hausärzte dorthin schicken? Bei der Beurteilung können Laborparameter helfen. Wichtig sind aber der klinische Befund und die enge Abstimmung mit den rheumatologischen Kollegen.

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Entzündungsspezifische Antikörper gegen cyclische citrullinierte Peptide (CCP) sind hoch spezifische Marker für RA: "Sind sie bei Patienten mit Gelenkbeschwerden positiv, kann mit einer Sicherheit von 97 Prozent eine RA diagnostiziert werden", sagt Professor Jörn Kekow, Rheumatologe von der Universität Magdeburg. Trotzdem tun sich die Rheumatologen schwer, den CCP-Test ihren hausärztlichen Kollegen pauschal als Diagnosehilfe zu empfehlen, wie beim Kongress des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen (BDRh) in Berlin deutlich wurde.

"Generell sind wir der Auffassung, dass dieser Test in die Hand des Spezialisten gehört", sagte Professor Eckehard Genth vom Rheumaforschungsinstitut Aachen. Lediglich in Regionen, wo Hausärzte und Rheumatologen eng kooperierten, sei es sinnvoll, die Diagnostik in Richtung Hausarzt zu verlagern.

Es besteht das Risiko, dass der CCP-Test falsch negativ ist

Der Grund liegt vor allem in der mangelnden Empfindlichkeit des CCP-Tests im frühen Stadium bei RA: Etwa die Hälfte der Patienten mit früher RA wiesen noch keine CCP-Antikörper auf, so Kekow. Es besteht demnach die Gefahr, dass Patienten mit Gelenkbeschwerden bei einem negativen CCP-Test nicht in die rheumatologische Frühsprechstunde geschickt werden, obwohl sie eigentlich dorthin gehören.

"Patienten mit wahrscheinlich entzündlichen Beschwerden in mehr als zwei Gelenken sollten generell in die Frühsprechstunde überwiesen werden - ob mit oder ohne CCP-Antikörper", betonte Kekow. Bei der Entscheidung helfen können Fragebögen wie der "Rheuma-Check", der vom Rheumazentrum der Uni Düsseldorf entwickelt wurde (www.rheuma-check.de).

Hiermit können Hausärzte die Dringlichkeit einer fachärztlichen Abklärung bei Patienten mit neu aufgetretenen Gelenkbeschwerden in zweieinhalb Minuten evaluieren - ohne CCP-Antikörper. Um die Rheumatologen und ihre Frühsprechstunden zu entlasten, plädierte Kekow für eine enge regionale Abstimmung des Überweisungsprozederes: So könne es sehr hilfreich sein, wenn die Hausärzte bei Patienten mit Verdacht auf RA im Vorfeld der fachärztlichen Untersuchung nicht nur den CCP-Test, sondern auch schon die Röntgenbilder veranlassen, weil das die Zeit bis zum Therapiebeginn zu reduzieren hilft. "Das muss aber abgesprochen sein, damit genau die Bilder angefordert werden, die der Rheumatologe benötigt", betonte Kekow.

In Richtung einer besseren regionalen Kooperation zwischen Hausärzten und Rheumatologen zielt auch ein neues Fortbildungsangebot für Hausärzte. Es trägt den Titel "Gelenkschwellung" und wird vom Institut für hausärztliche Fortbildung des Hausärzteverbands (IhF) und der Rheuma-Akademie der Deutschen Rheuma-Liga gemeinsam getragen.

www.rheumanet.org hat Infos zu Früharthritis-Sprechstunden, auf "Praxis- und Klinikwegweiser" klicken!

STICHWORT

Verdachtskriterien auf Rheuma

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie nennt Kriterien, die für die klinische Verdachtsdiagnose einer frühen Rheumatoiden Arthritis erfüllt sein müssen:

  • neu oder wiederholt aufgetretene weiche Schwellung eines oder mehrerer Gelenke

und zusätzlich eines der folgenden Kriterien:

  • Morgensteifigkeit der Gelenke, die mindestens 30 Minuten oder länger andauert
  • erhöhte Entzündungsparameter (BSG oder CRP). (eb)
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