Kunsttherapie hilft, mit Pinsel und Farbe Ängste zu meistern
Kinder, deren Mutter oder deren Vater an einer bipolaren Störung erkrankt ist, können die familiäre Situation häufig nicht richtig einschätzen. Ein Projekt in München unterstützt solche Kinder.
Veröffentlicht:Kinder von bipolar erkrankten Eltern leiden oft unter Schuldgefühlen, beziehen das Verhalten der Eltern auf sich selbst, fühlen sich einsam und hilflos. Um Betroffene zu unterstützen, wurde an der TU München ein kunsttherapeutisches Projekt ins Leben gerufen.
An der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie können Kinder, deren Mutter oder Vater stationär in der Klinik behandelt werden, an einem offenen Gruppenangebot teilnehmen. Mit verschiedenen Farbmaterialien, Ton, Holz und Papier lernen sie, sich künstlerisch auszudrücken. Voraussetzung ist eine Teilnahme an dem Programm über mindestens acht Wochen.
Das künstlerische Gestalten helfe den Kindern, ihre Gefühle und Ängste zu benennen und eine Sprache für das Erlebte zu finden, erläuterte die Kunsttherapeutin Christine Rath-Sattler von der TU München auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Erkrankungen in Dresden. Kurzfristig könne man die Kinder so in einer schwierigen Situation unterstützen und ihnen Sicherheit geben. Langfristiges Ziel sei es, das Selbstvertrauen und die Eigenständigkeit zu stärken sowie die persönliche Entwicklung zu fördern.
Ein weiteres wichtiges Element des Gruppenangebotes ist die Psychoedukation der Kinder. Dabei steht die kindgerechte Aufklärung durch einen Arzt der Klinik im Vordergrund. Das krankheitsbedingte Verhalten von Mutter oder Vater, mögliche Schuldgefühle der Kinder an diesem Verhalten, latente Verlustängste und weitere individuelle Probleme können über die Bilder thematisiert werden.
Die Kunsttherapie ersetze keine Psychotherapie, so Rath-Sattler. Jedoch können schwer wiegende Probleme der Kinder früh erkannt, und die zusätzliche Betreuung durch einen Kinder- und Jugendtherapeuten kann angeregt werden. Auch die Eltern seien meist dankbar über das kunsttherapeutische Angebot für ihren Nachwuchs.