Analgesie bei Kindern oft mangelhaft

KREFELD (BA). Nach aktuellen Studienergebnissen erhalten Kinder mit Schmerzen nach einer Operation durchschnittlich nur 70 Prozent der empfohlenen Analgetika-Tagesdosis. Ein Grund ist offenbar die Furcht vor möglichen unerwünschten Wirkungen. Ein weiteres Problem ist die Verwendung von Analgetika mit zu langer Anflutungszeit, wie Privatdozentin Dorothee Bremerich von der Universitätsklinik Frankfurt am Main kritisiert.

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Als Haupttherapeutikum bei Kindern mit postoperativen Schmerzen werde in Krankenhäusern zum Beispiel nach wie vor meist Paracetamol rektal verwendet, hat Bremerich bei den Westdeutschen Anästhesietagen in Krefeld berichtet.

Der Wirkstoff habe jedoch eine relativ geringe therapeutische Breite mit der Gefahr von Leberschäden bei Überdosierung, und die Resorption bei rektaler Anwendung schwanke stark. In eigenen Studien wies Bremerich nach, daß selbst bei Dosierungen wie 40 mg/kg Körpergewicht wirksame Plasmaspiegel erst verzögert nach zwei bis vier oder gar sechs Stunden erreicht werden - gelegentlich auch gar nicht.

Besser geeignet sind nach Ansicht der Anästhesistin nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). So habe sich in mehreren Studien die Therapie mit oralem Ibuprofen als signifikant besser zur postoperativen Schmerzreduktion erwiesen als Paracetamol. Vorsicht mit NSAR sei allerdings bei HNO-Eingriffen mit erhöhtem Blutungsrisiko geboten, da es eher zu Nachblutungen kommen könne als bei anderen Schmerzmitteln.

Auch die Langzeiteffekte von starken Akutschmerzen bei Kindern würden offenbar immer noch unterschätzt, so Bremerich. Studien zufolge entwickelten zum Beispiel Kinder mit Schmerzerlebnissen bei späteren Impfungen häufiger extreme Ängste als Kinder ohne solche negativen Erfahrungen.

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