Die "Dancing Patellas" bringen die Pädiater zum Swingen
Von Angela Mißlbeck
"Dancing Patellas" - was in der medizinischen Fachsprache ein Symptom eines Kniegelenkergusses bezeichnet, ist in der Musik der Name einer Ärzte-Band, die die Tanzbeine ihrer Kollegen zum Schwingen bringt.
Sie spielen Keyboard, Schlagzeug, Gitarre, Baß, Trompete und Saxophon. Oldies und Evergreens verwandeln sie so in mitreißende Tanz-Hits. Die Musik der "Dancing Patellas" ist so bunt wie die Truppe aus sechs Ärzten und einer Lehrerin. Aber eines steht fest: "Wir spielen primär Musik zum Abhotten", sagt der Band-Älteste, Bodo Niggemann. Seinen Lebensunterhalt verdient der 53jährige Professor für Kinderheilkunde als leitender Oberarzt an der Berliner Uniklinik Charité.
Die Ärzte-Band wurde 1999 gegründet
Das erklärte Ziel der "Dancing Patellas" ist es, auch morgen den Saal voller Kinder- und Jugendärzte in der Berliner Universal Hall zum Tanzen zu bringen. Im Rahmenprogramm der 100. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin ist die Ärzte-Band ein Highlight.
Wie 2001 auf dem internationalen Allergologenkongreß. Damals traten die sechs Mediziner unter dem Namen "The Cytokines" vor großem Publikum auf. Mit Pomp, Glitter und allem, was dazu gehört. Für viele der Bandmitglieder ist dieser Auftritt bis heute das bedeutendste Erlebnis in ihrer musikalischen Karriere. Für den 44jährigen Gitarristen Thomas Lempert, seines Zeichens leitender Professor der Neurologie an der Berliner Schlosspark-Klinik, war es gar der erste Auftritt mit der noch jungen Kombo.
Erst 1999 wurde die Ärzte-Band gegründet. Anlaß bot ein Kinderfest an der Charité, bei dem Bandleader Hannes Haberl die Sängerin Katharina Blümchen am Klavier begleitete. Der gelungene Auftritt des neurochirurgischen Oberarztes mit der Kinderärztin in Ausbildung zog das nächste Engagement gleich nach sich. So machte sich Haberl, eingefleischter Musiker und Song-Schreiber mit mehr als 30 Jahren Bühnenerfahrung, auf die Suche nach Verstärkung.
Im Herbst 1999 erhielt Bodo Niggemann einen Anruf von Haberl. "So einen Anruf habe ich 25 Jahre lang ersehnt." Er wurde Schlagzeuger in Haberls Band. "Als einer der Jimi Hendrix 1969 live gesehen und Rock-Musik mit der Muttermilch aufgesogen hat, bedeutet mir Musik neben dem Beruf fast alles", sagt Niggemann.
Musizieren ist ein gelungener Ausgleich zum Beruf
Ein wichtiger Ausgleich zum beruflichen Alltag ist die Musik auch für Dr. Arpad von Moers. Der leitende Charité-Oberarzt genießt bei den Band-Proben in einem Keller der Charité das Hochgefühl, das sich beim gemeinsamen Musizieren einstellt. Bei den "Dancing Patellas" spielt der Kinderarzt und Kinderneurologe das Saxophon. Ein weiterer Kinderarzt, Markus Schmitt, ebenfalls leitender Oberarzt, aber am Evangelischen Waldkrankenhaus Berlin, ist als Bassist und Trompeter seit 1999 dabei.
Beruf und Hobby unter einen Hut zu bringen ist für die musizierenden Mediziner die größte Herausforderung. Oft verhindern Schichtdienste, daß alle zu den Proben erscheinen. Hinzu kommt, daß die sieben Bandmitglieder zusammen 14 Kinder haben.
Trotzdem möchte keiner von ihnen auf die Musik verzichten. "Für mich ist das Musizieren in der Band die Erfüllung eines Jugendtraums", sagt Thomas Lempert. Und ein gelungener Ausgleich zum Beruf: "Als Arzt bin ich ruhig, diszipliniert, seriös und rational - auf der Bühne eher das Gegenteil." Damit dürfte Lempert seinen Musik- und Medizin-Kollegen aus dem Herzen sprechen.
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