Blasendruckmessung entlarvt Ursache von Enuresis diurna

TÜBINGEN (ars). Das Einnässen am Tage (Enuresis diurna) kommt bei Kindern zwar viel seltener vor als das Bettnässen (Enuresis nocturna), aber immerhin etwa zwei bis drei Prozent aller Kinder im Einschulungsalter machen tagsüber in die Hose. Zur Behandlung sind je nach Art der Störung eine Verhaltenstherapie, Beckenbodentraining oder auch eine medikamentöse Therapie geeignet.

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Es gibt drei verschiedene Typen der Enuresis diurna, die alle durch Blasendruckmessungen nachgewiesen werden können, so Dr. Oliver Amon, Oberarzt an der Tübinger Kinderklinik. Etwa eine Detrusorinstabilität: Während der Füllungsphase kontrahiert sich der Detrusor bereits bei geringen Mengen Harn, so daß die Kinder sehr häufig zur Toilette rennen, sie aber selten noch trocken erreichen.

Dieses Verhalten versucht man therapeutisch zu beeinflussen: Bei Harndrang soll das Kind zwar zur Toilette gehen, dort aber das Wasserlassen noch ein Weilchen hinauszögern. Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung mit Oxybutinin oder Propiverin für zirka drei bis sechs Monate. Mit diesen Anticholinerga, die die Aktivität des Detrusors dämpfen, lassen sich gute Erfolge erzielen, wie Amon zur "Ärzte Zeitung" gesagt hat.

Bei der zweiten Form der Enuresis diurna, die wie die erste hauptsächlich Mädchen betrifft, arbeiten Detrusor und Sphinkter nicht harmonisch zusammen: Der eine kontrahiert sich, ohne daß der andere sich öffnet. Das kann so weit gehen, daß sich der Harn staut oder gar in die Harnleiter zurückfließt. Gegen die mangelhafte Koordination hilft ein Beckenbodentraining mit Biofeedback, das die Kinder nach Art eines Computerspiels bedienen. Zudem sollten sie prophylaktisch Antibiotika erhalten, da die Störung häufig mit Harnwegsinfekten einhergeht.

Bei der dritten Form der Enuresis diurna liegen Störungen ohne urodynamische Auffälligkeiten vor: Bei der Miktionsvermeidung etwa gehen die Kinder, ebenfalls hauptsächlich Mädchen, einfach nicht zur Toilette, obwohl sie eigentlich müssen. Zur Abhilfe erhalten sie eine Armbanduhr, die alle zwei bis drei Stunden klingelt: die Aufforderung, zur Toilette zu gehen. "Eine Uhr finden die Kinder schick und halten daher die Zeiten meist gewissenhaft ein", berichtet Amon.

Die Miktionsnegierung wiederum kommt vor allem bei Jungen vor. Sie behaupten, keinen Harndrang zu empfinden. Oft geht diese Verhaltensstörung noch mit anderen Auffälligkeiten einher, die vielfach auf Konflikten in der Sauberkeitserziehung beruhen, so daß es auch hier ratsam sein kann, einen Kinderpsychologen hinzuziehen.

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