ADHS-Mittel wirkt frühmorgens besonders gut

BERLIN (gvg). Für Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist jetzt ein neues retardiertes Methylphenidat-Präparat erhältlich. Mit dem Präparat werden Wirkspiegel morgens besonders rasch erreicht.

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Das vom Unternehmen UCB vertriebene Equasym® retard besteht aus einer Kapsel mit Pellets, die 30 Prozent des Wirkstoffs sofort freisetzen, den Rest erst nach und nach (wir berichteten).

Die Wirksamkeit des neuen Präparats (20 bis 60  mg) wurde in einer Studie mit der Wirksamkeit von nicht-retardiertem Methylphenidat verglichen, wie Professor Aribert Rothenberger von der Universität Göttingen berichtet hat.

Bei nicht-retardierten Präparaten ist am späten Vormittag eine zweite Dosis zur Auffrischung nötig (pro Dosis 10 bis 30  mg). Die ADHS-Symptome wurden von Lehrern und Eltern auf Fragebögen dokumentiert. Nach Angaben von Rothenberger war das neue, einmal täglich einzunehmende Retard-Präparat ähnlich wirksam wie zwei Dosen des nicht-retardierten Präparats.

Beide Therapien seien zudem ähnlich gut verträglich gewesen. "In der Retard-Gruppe brachen 2,2 Prozent der Kinder die Behandlung ab, in der Kontrollgruppe mit nicht-retardiertem Methylphenidat waren es drei Prozent", so Rothenberger auf der von UCB unterstützten Veranstaltung. Die Ergebnisse der Studie wurden von der Zeitschrift "European Child Adolescent Psychiatry" im Juni online publiziert.

In einer zweiten Studie wurde die Wirksamkeit des neuen Präparats mit der Wirksamkeit von Placebo und von einem anderen Retard-Präparat verglichen. Bei dem Vergleichspräparat werden die Wirkspiegel später erreicht, halten aber etwas länger an (Pediatrics 113, 2004, 206). Dieser Unterschied habe sich auch in der Studie ergeben, so Rothenberger.

So schnitten Kinder anderthalb Stunden nach Einnahme des neuen Präparats auf der SKAMP-Skala (Spezifischer ADHS Aufmerksamkeits- und Verhaltenstest über den Schulalltag) für Betragen und Aufmerksamkeit besser ab als Kinder, die das Vergleichpräparat erhalten hatten.

Nach den Morgenstunden seien die beiden Präparate bis in den frühen Nachmittag hinein ähnlich wirksam gewesen. "Erst nach fünf bis sechs Stunden drehte sich der Effekt um, und das Vergleichpräparat hatte Vorteile", so Rothenberger.

Nach seinen Angaben ergab sich das selbe Muster auch bei einem Test zur Rechenleistung. Sie fiel bei Kindern mit ADHS früh morgens besser aus, wenn das neue, rasch anflutende Retard-Präparat verwendet wurde. Umgekehrt war die Leistung dann am frühen Nachmittag etwas niedriger. Das neue retardierte Präparat von UCB ist in Dosierungen von 10, 20 und 30 mg im Handel erhältlich.

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