Sprach-Screening für Dreijährige im Saarland

Ein vom Bund gefördertes Pilotprojekt könnte belastbare Daten über die Sprachentwicklung von Kindern liefern - mit Folgen eventuell auch für die Vorsorge-Richtlinien.

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HOMBURG (kin). Als erstes Bundesland führt das Saarland ein flächendeckendes Sprach-Screening für Dreijährige ein. Ab dem 1. April sollen rund 7000 Kinder von den mehr als 70 Kinderärzten sowie von Hausärzten an der Saar auf ihre Sprach- und Artikulationsfähigkeiten untersucht werden.

"Das Screening ist ein hervorragendes Instrument zur Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen", sagte die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) auf der Auftaktveranstaltung im Uniklinikum Homburg. Würden Sprachauffälligkeiten festgestellt, könnten frühzeitig Hilfen wie Sprachförderung und -therapie eingeleitet werden.

Teilnahme freiwillig und kostenlos

Der Leiter des Zentrums für Kindervorsorge am Homburger Uniklinikum, Professor Ludwig Gortner, hofft, mit der neuen Reihenuntersuchung auch bei mehr Kindern, Hörschäden frühzeitig zu erkennen.

Hintergrund ist die steigende Zahl von Kindern in Sprachtherapien und Sprachfördermaßnahmen.

Nach Angaben des saarländischen Gesundheitsministeriums sind knapp 22 Prozent der Jungen und fast 15 Prozent der Mädchen im Einschulungsalter mittlerweile in Sprachtherapie. Weitere elf Prozent nähmen an Sprachfördermaßnahmen teil.

Das Zentrum für Kindervorsorge in Homburg wird die Einladungen zu dem Sprach-Screening ab nächsten Monat an die Eltern der rund 7000 Dreijährigen im Saarland verschicken.

Für die Familien ist die Teilnahme freiwillig und kostenlos. Voraussichtlich ab Juni finden dann die ersten Untersuchungen in den Praxen statt.

Eltern füllen Fragebogen zu Wortschatz und Grammatik der Kinder aus

Das Sprach-Screening besteht aus zwei Teilen. Zunächst müssen die Eltern einen Ankreuz-Fragebogen mit 82 Fragen zum Wortschatz und 15 Fragen zu den Grammatik-Kenntnissen ihrer Kinder ausfüllen. Anschließend wird der Bogen in der Praxis ausgewertet.

Der Arzt stellt fest, ob eine pathologische Artikulations- oder Sprachentwicklungsstörung vorliegt und ob eine logopädische Therapie oder eine Förderung zu Hause nötig ist. Der Test dauert insgesamt etwa 20 Minuten. Der Arzt erhält dafür 21 Euro.

Das Pilotprojekt im Saarland wird vom Bundesfamilienministerium bis 2014 mit 340.000 Euro unterstützt. Die Ergebnisse des Screenings werden am Uniklinikum Homburg ausgewertet. "Belastbare Daten über Sprachstörungen der Kinder in Deutschland fehlen bislang", sagte der Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Josef Hecken (CDU).

Wenn diese Daten vorliegen, könne man auch über eine Änderung der Vorsorge-Richtlinien des gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten und Kassen diskutieren.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kinderärzte sollten standhaft bleiben

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