Skepsis über Zukunft der deutschen Stammzellforschung

BERLIN (gvg). Die restriktive deutsche Gesetzgebung zur Forschung an humanen embryonalen Stammzellen könnte kurzfristig dazu führen, daß Stammzellforscher in größerer Zahl das Land verlassen. Mittelfristig wird der Arbeit mit adulten Stammzellen größere Bedeutung beigemessen.

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Das sind die Ergebnisse einer anonymen Erhebung - der Delphi-Studie - unter Stammzellforschern in Deutschland, die gestern in Berlin präsentiert wurde. An der Erhebung haben sich 49 der etwa 120 deutschen Stammzellforscher beteiligt. In der Studie nach der Delphi-Methode wird die Einstellung zu einem Thema abgefragt. Die Befragten werden mit Aussagen konfrontiert, die sie dann kommentieren müssen.

"Die deutschen Stammzellforscher schätzen vorsichtig, daß in etwa 10 bis 20 Jahren die wesentlichen Fragen der Forschung soweit gelöst sind, daß sich dann ganz auf klinische Anwendungen konzentriert werden kann", faßt Dr. Peter Wiedemann vom Forschungszentrum Jülich den Tenor der Auswertung zusammen.

Daß Deutschland in der Stammzellforschung in den nächsten Jahren führend sein werde, erwartet aber offenbar nur eine Minderheit. Eher rechne man mit entscheidenden Impulsen aus Ländern, in denen die embryonale Stammzellforschung weniger Beschränkungen unterworfen ist. Das, so die Hoffnung, werde dann auch die öffentliche Meinung in Deutschland beeinflussen.

Die humanen embryonalen Stammzellen hält die Mehrheit der Forscher in Deutschland für deutlich risikobehafteter als die adulten: Die Forscher befürchten die Entwicklung von Teratokarzinomen, außerdem Fehldifferenzierungen der Zellen an Stellen, wo das für die Organfunktion problematisch sein könnte.

"Als größtes Risiko für Patienten, Forschung und Industrie wird aber die Abwanderung von Stammzellforschern angesehen", so Dr. Christof Tannert vom Max Delbrück-Centrum in Berlin-Buch, das die Studie zusammen mit den Jülicher Kollegen im Auftrag des Bundesforschungsministeriums erstellt hat.

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