KOMMENTAR
Eine gelungene Überraschung
Die in Lübeck gelungene Isolierung pluripotenter, adulter Stammzellen aus menschlichem Drüsengewebe straft all jene Lügen, die klagen, Spitzenforschung sei deutschen Forschern nur noch im Ausland möglich. Auch die deutsche Forschungsförderung darf auf ihren guten Riecher verweisen, weil sie entgegen des internationalen Trends vor allem auf adulte Stammzellen gesetzt hat.
Aus den Lübecker Ergebnissen jedoch zu folgern, embryonale Stammzellen seien künftig überflüssig, ist freilich genauso voreilig, wie die Hoffnung auf schnelle Therapien verfrüht ist. Was die jetzt isolierten Zellen wirklich leisten können, muß sich erst zeigen. Für die dringend nötigen Versuche, um das Entartungsrisiko solcher Zellen zu prüfen und mögliche Schutzmaßnahmen zu erforschen, sind wahrscheinlich embryonale Zellen besser geeignet. Und natürlich löst eine neue Stammzellinie nicht die Frage, wie die Zellen überhaupt an ihren Zielort gelangen und sich dort ansiedeln sollen.
Trotzdem: Ein wenig Schulterklopfen angesichts dieses wichtigen Zwischenschritts auf dem Weg zu möglichen, ethisch unproblematischen Gewebetherapien ist schon angebracht.