Analysen mit dem Genchip sind jetzt auch bei der PID möglich

BERLIN (gvg). Durch die Genchip-Technik können bei der Präimplantationsdiagnostik (PID) mehrere Gendefekte gleichzeitig erkannt werden. Das Verfahren ist aber nur dann verläßlich genug, wenn nicht nur eine, sondern zehn embryonale Zellen für die Analyse entnommen werden.

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Bei der PID, die in Deutschland verboten ist, wird dem Embryo üblicherweise eine einzelne Zelle entnommen, wenn er etwa drei Tage alt ist. Eine in einigen Ländern zunehmend praktizierte Alternative ist die Blastozystenbiopsie, die ebenfalls vor der Implantation, aber erst im Alter von etwa fünf Tagen vorgenommen wird. Dabei werden zehn Zellen auf einmal entnommen. Für die Gesundheit des Embryos soll das Wissenschaftlern zufolge keinen Unterschied machen. Langzeituntersuchungen dazu gibt es allerdings noch nicht.

"Wir konnten jetzt am Beispiel von verschiedenen Mutationen auf dem Gen, das Ursache der Mukoviszidose ist, zeigen, daß bei der PID eine verläßliche Genchip-Diagnostik möglich ist, wenn eine Blastozystenbiopsie vorgenommen wird", sagte Dr. Chelsea Salvado vom Institut für Reproduktionsmedizin der Monash-Universität in Melbourne in Australien. Bisher ging das nicht, weil das Erbmaterial einer einzelnen Zelle für eine Arbeit mit Genchips nicht ausreichte: Die Ergebnisse waren nicht verläßlich genug für eine klinische Anwendung in der Reproduktionsmedizin.

Man bedient sich bei der PID deswegen herkömmlicher Methoden der Genanalyse. "Die sind allerdings sehr langwierig, sobald mehr als nur ein oder zwei Gendefekte analysiert werden sollen", so Salvado auf dem Kongreß der Europäischen Gesellschaft für menschliche Fortpflanzung und Embryologie in Berlin.

Wie die Studien jetzt am Beispiel des Gens für Mukoviszidose ergeben hätten, sei es dagegen mit Genchips auch bei einer PID möglich, in wenigen Untersuchungsschritten sehr viele Gene gleichzeitig zu analysieren, bis hin zum kompletten Erbgut, wie Salvado betonte. Die Ärztin forderte deswegen, daß die Blastozystenbiopsie bei der PID künftig zur Methode der Wahl werden sollte, um Genchip-Untersuchungen zu ermöglichen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Zweischneidiger Forschungserfolg

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