KOMMENTAR
Ein Herz für die Impf-Kartoffel
Genmanipulierte Nahrungsmittel sind für viele Konsumenten noch immer eine Horrorvorstellung. Viele, zumindest in Europa, wollen auf solche Segnungen der grünen Gentechnik liebend gerne verzichten. Nicht zu unrecht - schließlich haben Verbraucher nichts davon, wenn Bäcker vielleicht schon bald mit Mehl von Herbizid-resistentem Weizen backen. Die Brötchen schmecken deswegen nicht unbedingt besser, die Fremdproteine im Mehl könnten aber Allergien auslösen.
Doch auch bei der grünen Gentechnik kommt es darauf an, was man daraus macht. Geradezu bestechend ist die Idee, Obst- und Gemüsesorten zu produzieren, die Impfstoffe enthalten. Damit ließen sich Menschen in Ländern, in denen sich kaum jemand eine Impfung leisten kann, einfach und preisgünstig gegen wichtige Infektionskrankheiten immunisieren. Im Prinzip ist das möglich, wie jetzt die Studie von US-Forschern mit einer Kartoffel-Vakzine gezeigt hat.
Wenn die Impf-Knollen tatsächlich eines Tages marktreif sind, wird jedoch eine andere Frage entscheidend: Dürfen Entwicklungsländer das Gemüse ohne horrende Patent- und Lizenzgebühren anbauen? Falls nicht, ist die Hoffnung, mit grüner Gentechnik Infektionskrankheiten einzudämmen, ebenso unrealistisch wie das oft genannte Versprechen, mit robusten genmanipulierten Pflanzen den Hunger in der Welt zu lindern. Die Impf-Kartoffel ist eine gute Idee, jetzt kommt es darauf an, sie richtig umzusetzen.
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