Neuer Schwung für die Stammzellforschung
NEU-ISENBURG (ple). Langsam werden die Folgen der Änderung des Stammzellgesetzes im vergangenen Jahr sichtbar: Forscher stellen verstärkt Anträge für den Import von jüngeren humanen embryonalen Stammzellen, die nach dem ursprünglichen Stichtag im Jahr 2002 hergestellt worden sind.
Veröffentlicht:Zur Erinnerung: Vor knapp einem Jahr hat der Bundestag das aus dem Jahr 2002 stammende Stammzellgesetz gelockert. Ursprünglich durften deutsche Wissenschaftler nur solche humanen embryonalen Stammzellen (hESC) importieren, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden. Mit der Gesetzesänderung wurde als neuer Stichtag für den Import von menschlichen embryonalen Stammzellen der 1. Mai 2007 festgeschrieben.
Seit der ersten Genehmigung eines Imports von hESC im Dezember 2002 hat das zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) bis heute bereits 38 Anträge auf die Genehmigung des Imports solcher Zellen bewilligt. In jüngster Zeit wurden aber auch Änderungsanträge gestellt und genehmigt, in denen es um den Import von Zellen geht, die erst nach dem ersten Stichtag hergestellt worden sind. So wurde zum Beispiel ein Änderungsantrag von der Arbeitsgruppe um Professor Sigurd Lenzen von der Medizinischen Hochschule Hannover bewilligt, der es den Forschern ermöglicht, zwei wesentlich jüngere hESC-Linien zu importieren. Gleiches gilt für Änderungsanträge, die die Medizinische Hochschule Hannover und die Max-PlanckGesellschaft gestellt hatten.
Unter diesen jüngeren hESC, die jetzt importiert werden dürfen, sind Zell-Linien, die von US-Stammzellforschern um Professor Douglas A. Melton von der Harvard-Universität in Cambridge hergestellt worden sind. Vor fünf Jahren hatten die Forscher auf einen Schlag 17 hESC-Zellen isoliert und daraus Zell-Linien für die Forschung hergestellt, was Aufsehen erregt hatte (NEJM 350, 2004, 1353). Jetzt sind diese Zellen von Forschern in Deutschland offenbar sehr begehrt.
Die US-Forscher um Melton hatten die 17 Zell-Linien aus knapp 100 wenige Tage alten Embryonen hergestellt, die den Wissenschaftlern nach künstlichen Befruchtungen für die Forschung zur Verfügung gestellt worden waren. Für den Forschungserfolg mussten zunächst fast 300 Embryonen aufgetaut werden. In Petrischalen schaffte es aber nur etwa ein Drittel bis zu jenem Entwicklungsstadium, in dem die Stammzellen aus der sogenannten inneren Zellmasse isoliert werden konnten.
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