"Placebo-kontrollierte Studien werden Homöopathika nicht gerecht"

KARLSRUHE (bd). Den Wirksamkeitsnachweis von Homöopathika mit Placebo-kontrollierten Doppelblindstudien zu führen, hält der Geschäftsführer der Karl und Veronica Carstens Stiftung, Dr. rer. nat. Henning Albrecht aus Essen, für nicht möglich. Bei einem Fachkongreß der Deutschen Homöopathie-Union in Karlsruhe sagte er, daß dieses als evidenzbasiert anerkannte Meßinstrument ein striktes Denken in Indikationen mit den zugehörigen definierten Wirkstoffen erfordere.

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Dies sei aber in der Homöopathie so nicht gegeben. Zum einen gelte dies für sogenannte bewährte Indikationen und noch viel mehr für die klassisch-homöopathische Sicht: "Denn aus der Sicht der klinischen Pharmakologie wird damit eine "Black Box" geprüft, die alle Zumutungen der Homöopathie für das naturwissenschaftliche Denken enthält."

Albrecht verwies dabei auf das Simile-Prinzip, die homöopathische Anamnese, die Arzneimittelfindung mit Blick auf das Individuum und die Potenzierung bis ins "chemisch Inhaltsleere". Letztlich sei dies also eine Ansammlung von Unbekannten.

Kritik am Design der Lancet-Studie

Albrecht zufolge muß man sich von der Vorstellung verabschieden, der verengte Ansatz auf die randomisierte Doppelblindstudie könnte irgendetwas für die wissenschaftliche Anerkennung der Homöopathie erbringen. Erst eine kürzlich in "The Lancet" veröffentlichte Analyse mit dem sehr negativen Urteil über die Homöopathie habe dies wieder gezeigt.

Der Stiftungssprecher kritisierte an dieser Metaanalyse vor allem, daß damit die Tausenden von Kasuistiken über mehrere Jahrzehnte und die vielen nicht randomisierten Beobachtungsstudien unberücksichtigt geblieben seien. Damit, so Albrecht, werde ein Löwenanteil an klinischer Forschung und Erkenntnis ausgeblendet.

Überdies würden in den Metaanalysen grundverschiedene Schulen und Richtungen der Homöopathie in einen Topf geworfen. Ziehe man indes Subgruppenanalysen wie zur klassischen Homöopathie, zu den bewährten Indikationen und Komplexmitteln heran, so komme man durchaus zu einer positiven Bewertung der Homöopathie, wie dies in Studien auch schon geschehen sei.

Positive Effekte der Homöopathie auch bei Tieren

Zu wenig beachtet werden Albrecht zufolge auch die positiven Ergebnisse mit der Homöopathie in der Veterinärmedizin. Er verwies auf Untersuchungen, wonach sich die homöopathische Behandlung im Vergleich zur Antibiotikabehandlung in der Massentierhaltung nachweislich als überlegen erwiesen habe. Schließlich gelte es, die Grundlagenforschung zur Beurteilung heranzuziehen.

Sie zeige, daß homöopathische Arzneimittel auch im Reagenzglas, bei isolierten Organen, Pflanzenkeimlingen, Viren und Pilzen eine Wirkung hätten. Von über 1000 Experimenten sei bei 93 Prozent ein positiver Effekt belegt worden.

Auch in der klinischen Forschung sei bewiesen, daß jede Vorgehensweise der Homöopathie - ob klassische Homöopathie oder Komplexmittel -  gleich wirksam sei. Man könne davon ausgehen, daß man es mit potenten Instrumenten zu tun habe, "die es in sich haben, auch wenn wir nicht wissen, was."

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