HINTERGRUND

Hitze - darüber muß man mit chronisch kranken Reisenden sprechen

Von Ursula Gräfen Veröffentlicht:

In Rom soll es in dieser Woche über 40 Grad heiß werden. In Athen sind Temperaturen um 35 Grad vorhergesagt, dazu eine Luftfeuchtigkeit bis fast 70 Prozent. Ähnlich wird es in Südspanien. Und selbst in Deutschland stehen Temperaturen über 30 Grad an. Man muß also gar nicht bis zum Äquator reisen, auch in Europa ist es derzeit heiß und schwül. Zu heiß für ältere und chronisch kranke Reisende, meint der Tropenmediziner Dr. Bernd Zieger aus Dresden.

Denn die Hitze kann ihnen extrem zu schaffen machen - es kann sehr schnell zu Hitze-Krankheiten kommen. Bei alten Menschen funktioniert die Thermoregulation bekanntlich nicht mehr so gut wie bei jüngeren. Und schon wenn es nicht so heiß ist, trinken alte Menschen oft nicht genug.

Besonders gefährdet sind Krebskranke

Menschen, erklärt Zieger die Grundlagen, haben eine Körpertemperatur um etwa 37 Grad. Diese Körpertemperatur muß konstant gehalten werden, damit alle Stoffwechselvorgänge störungsfrei ablaufen können. Wenn die physiologischen Schutzmechanismen, besonders Wärmekonvention und Verdunstungskälte, insuffizient werden, kommt es zur Manifestation von Hitze-Krankheiten wie Hitzekollaps, Hitzekrämpfen oder Sonnenstich, die teilweise lebensbedrohlich sind.

Gefährdet bei großer Hitze sind besonders Übergewichtige, Untrainierte und alte Menschen sowie Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, endokrinologischen oder psychischen Krankheiten, Störungen der Schweißsekretion oder Krebs. Außerdem können manche Medikamente die Thermoregulationsmechanismen beeinflussen.

Nicht in den Süden zur Zeit der größten Hitze!

    Urlauber müssen die Zeichen von Hitze-Krankheiten kennen.
   

Eigentlich sollte man deshalb älteren und chronisch Kranken, die solche Medikamente nehmen, davon abraten, in besonders heiße Länder zu fahren. "Südeuropa wäre momentan ungünstig", sagt Zieger. Nicht daß Süditalien oder Griechenland etwa ganz tabu seien, aber alte Menschen sollten nicht zur Zeit der schlimmsten Hitze dorthin fahren - wie jetzt.

Wer aus dienstlichen Gründen in ein heißes Land verreisen muß oder wer eine gebuchte Reise nicht aufschieben kann (oder will), der sollte gut vorbereitet sein. Die Ratschläge, die man den Patienten dann mitgeben muß, hören sich banal an, sind aber wichtig, meint Zieger: Sie sollten sich langsam an das Klima im Urlaubsland akklimatisieren und besonders viel trinken, aber nur wenig Alkohol.

Anstrengungen sollten möglichst vermieden werden, was im Urlaub nicht immer einfach ist, schließlich will man ja Exkursionen machen. Den Patienten Kreislaufmittel oder andere Medikamente mitzugeben, habe nicht viel Sinn, meint der Tropenmediziner. "Davon ist man abgekommen."

Die Patienten brauchen Instruktionen für den Notfall

Besonders wichtig ist, mit den Patienten und möglichst auch mit mitreisenden Partnern über Hitze-Krankheiten wie Hitzekollaps, Hitzekrämpfe oder Sonnenstich zu sprechen und ihnen Instruktionen mitzugeben, wie sie sich notfalls verhalten sollen.

Erste Zeichen für Hitzekollaps oder Hitzekrämpfe sind Brechreiz, Schwindel, Kopfschmerz und körperliche Schwäche. Da sollten die Betroffenen hellhörig werden und sofort in den Schatten gehen sowie viel trinken. Symptome eines Hitzekollaps’ sind Schwindel, innere Unruhe und kurze Bewußtlosigkeit.

Dann helfen nur Kopftieflage, Schatten und orale Elektrolytlösung. Hitzekrämpfe sind kurze, schmerzhafte Krämpfen in der belasteten Skelettmuskulatur. Es können Muskelfibrillationen vorausgehen. Dann brauchen die Betroffenen orale Salzlösungen. Von Salztabletten rät Zieger unbedingt ab, sie könnten den Zustand verschlimmern.

Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen können auch auf einen Sonnenstich hindeuten. Hinzu kommen ein hochroter Kopf und Meningismus. Beim Sonnenstich kann es zu einer serösen Meningitis und einer Hyperämie des Gehirns kommen. Dann sind Abkühlung und kalte Kompressen auf Kopf und Nacken nötig.

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