Glukosetoleranztest bei dicken Kindern empfohlen

HANNOVER (mar). Die Zahl von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren dramatisch zugenommen. Zwischen vier und acht Prozent der Schüler sind adipös, und bei der Hälfte von ihnen sind außer einer Störung des Glukosestoffwechsels bereits Risikofaktoren für Adipositas-bedingte Folgeerkrankungen nachweisbar.

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Darauf hat Professor Martin Wabitsch vom Universitätsklinikum Ulm beim Deutschen Diabetes-Kongreß in Hannover hingewiesen. Leider gebe es bislang kaum Daten und daher keine repräsentativen Zahlen über die Häufigkeit von Adipositas und Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen, so daß man auf Fallberichte und kleinere Untersuchungen zurückgreifen müsse, sagte Wabitsch. Demnach steigt in Deutschland die Prävalenz von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen um 0,5 bis ein Prozent pro Jahr und die der Adipositas um 0,2 bis 0,5 Prozent.

Folge dieser Entwicklung ist, daß bereits früh Folgeerkrankungen wie Dyslipidämie, Hypertonie oder Gelenkschäden auftreten. Zudem komme es zu Störungen der psychosozialen Entwicklung dieser Kinder und Jugendlichen. Einschulungsuntersuchungen bei den Fünf- und Sechsjährigen im Jahre 2002 in Stuttgart hätten ergeben, daß insgesamt 11,6 Prozent der Kinder übergewichtig sind. Dabei seien von den deutschen Kindern 8,3 Prozent übergewichtig gewesen, von den türkischen Kindern 20 Prozent und von den Kindern anderer Abstammung 17,8 Prozent.

Ähnliche Zahlen hätten auch Einschulungsuntersuchungen in Berlin ergeben. Diese Daten allein sagten über den weiteren Verlauf allerdings nichts aus, warnte Wabitsch. Denn, wie ein Zuhörer berichtete, gehöre es zum Beispiel zur türkischen Kultur, daß Kinder dieses Alters "wohlgenährt" seien und daß sich das Übergewicht im Laufe der folgenden Jahre wieder verliere.

Um einen gestörten Glukosestoffwechsel oder Typ-2-Diabetes bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen rechtzeitig zu entdecken, empfahl Wabitsch als Screening-Maßnahme den oralen Glukosetoleranztest (OGTT). Dieser sollte erfolgen, wenn der BMI über der 90. Perzentile liegt und einer der folgenden Risikofaktoren nachweisbar ist: positive Familienanamnese für Typ-2Diabetes, extreme Adipositas (BMI-SDS größer 2,5), Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe mit erhöhtem Diabetes-Risiko (Asiaten, Afrikaner, Hispanier) oder Zeichen für eine Insulinresistenz (Hypertonie, Dyslipidämie, Acanthosis nigricans, polyzystisches Ovar-Syndrom).

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