Intranasal appliziertes Neuropeptid reduziert Körpergewicht

LÜBECK (run). Appetit und Körpergewicht werden über das ZNS reguliert - davon gehen Adipositasforscher heute aus. Von Bedeutung sind dabei Substanzen wie Leptin und Insulin sowie das Neuropeptid Melanocortin (MSH). So haben Lübecker Wissenschaftler jetzt mit der intranasalen Applikation eines MSH-Fragmentes das Körpergewicht von Probanden deutlich reduzieren können.

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Nach Ansicht von Professor Horst Lorenz Fehm vom Uniklinikum Schleswig Holstein in Lübeck ist das ein weiterer Hinweis darauf, daß die Manipulation gewichtsregulierender Zentren im Gehirn ein geeigneter Ansatzpunkt für eine pathogenetisch begründete Adipositastherapie ist (Med Klin 99, 2004, 674).

Daß a-MSH ein potentes anorexigenes Peptid ist, sei bereits tierexperimentell gut belegt worden, so Fehm. Durch die intranasale Applikation sei es nun aber gelungen, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und so das Neuropeptid auch therapeutisch zu erproben. So erhielten 54 normalgewichtige Probanden über sechs Wochen intranasal ein a-MSH-Fragment oder Placebo.

Das Ergebnis: Es kam zu einer signifikanten Reduktion des Körpergewichts, der Fettmasse sowie der Leptin- und Insulinspiegel im Vergleich zur Placeboapplikation. Und zwar ohne, daß Diätvorschriften gemacht worden sind, wie Fehm betont.

In einer weiteren Untersuchung mit 40 Probanden wurde zudem Insulin intranasal appliziert. Das Hormon bremst nämlich ebenfalls den Appetit über die a-MSH-Freisetzung aus dem Nucleus arcuatus. Auch hiermit wurde nach acht Wochen im Vergleich zu Placebo eine signifikante Abnahme des Körpergewichts, der Körperfettmasse, des Bauchumfangs, der Leptinspiegel und des Hungergefühls erreicht.

Die Untersuchungen von Fehms Arbeitsgruppe basieren auf der Annahme, daß der Energiebedarf des Gehirns der wesentliche Antrieb für die gewichtsbeeinflussenden ZNS-Mechanismen ist. Gemäß dieser Selfish-Brain-Theorie wird etwa die Nahrungszufuhr gesteigert, in dem Orexine im Hypothalamus aktiviert werden.

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