Dicke - auch sehr Dicke - können ambulant operiert werden

MÜNCHEN (wst). Adipöse Patienten gelten per se als besonders gefährdet, perioperative Komplikationen zu erleiden. Diese Einschätzung konnte jedoch in aktuellen Studien nicht bestätigt werden.

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Das hat Professor Frank Wappler von der Klinik für Anästhesiologie des Krankenhauses Köln-Merheim beim 52. Deutschen Anästhesie-Kongreß in München betont. In einer 2003 veröffentlichten Studie (Lancet 361, 2003, 2032) waren Daten von 6336 Patienten, die sich einer geplanten Operation unterziehen mußten, erhoben worden. 808 dieser Patienten waren adipös mit einem Body Mass Index (BMI) von über 30 .

Bei Analyse der Daten stellte sich heraus, daß der präoperative Zustand und die Art des chirurgischen Eingriffs (offen oder laparoskopisch) Einfluß auf die Prognose hatten; die Adipositas war aber kein eigenständiger Risikofaktor.

Auch in einer retrospektiven Analyse von über 10 000 ambulant operierten Patienten schnitten die 258 Patienten mit einem BMI von gar über 35 in Hinblick auf perioperative Komplikationen und die Häufigkeit ungeplanter erneuter Aufnahmen in die Klinik nach Entlassung nicht schlechter ab als die Normalgewichtigen (Anaesthesia 56, 2001, 1112).

Das bedeute, daß operative Eingriffe, die eigentlich ambulant gemacht werden könnten, guten Gewissens auch bei übergewichtigen Patienten ambulant vorgenommen werden könnten - sofern keine anderen, selbst für Normalgewichtige relevanten Einwände vorliegen. Das betonte Wappler auf einer von Baxter organisierten Veranstaltung.

In Deutschland agiere man hier noch sehr zurückhaltend, wohingegen etwa die Briten schon länger weit weniger Hemmungen hätten. In einer 2002 veröffentlichten Umfrage an ambulanten Operationseinrichtungen des Vereinten Königreiches gaben 85 Prozent der befragten Anästhesisten an, keine Scheu vor Eingriffen bei Übergewichtigen mit einem BMI von über 30 kg/m2 zu haben (Anaesthesia 57, 2002, 1802).

Wie Wappler ergänzte, sollten bei übergewichtigen Patienten mit ihren ausgeprägten Fettdepots aber Anästhetika gemieden werden, die im Gewebe akkumulieren und dann unter Umständen postoperativ gefährliche Rückflutungsphänomene verursachen können. Hier sei das sehr schnell an- und abflutende Inhalationsanästhetikum Desfluran, vom Unternehmen als Suprane® angeboten, eine besonders vorteilhafte Alternative dar, so Wappler.

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