Weder Ampel oder Nutri-Score

Der dritte Weg bei der Lebensmittelkennzeichnung?

Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde präsentiert Ernährungsministerin Klöckner ein in der Branche weitgehend konsentiertes Kennzeichnungssystem.

Veröffentlicht:
Wertfrei will das von der deutschen Lebensmittelbranche abgenickte Label zum Gehalt an Energie, Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker sowie Salz informieren.

Wertfrei will das von der deutschen Lebensmittelbranche abgenickte Label zum Gehalt an Energie, Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker sowie Salz informieren.

© BLL

BERLIN. Die Debatte um die Lebensmittelkennzeichnung in Deutschland ist in vollem Gange. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) hat sich noch nicht für ein gesetzlich verbindliches Kennzeichnungssystem entscheiden können. Derweil drängt unter anderem die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) auf ein rasches Handeln.

Die DANK sieht den Handlungsdruck vor allem nach dem – nicht rechtskräftigen – Urteil des Landgerichts Hamburg gegeben, das es dem Lebensmittelhersteller Iglo per einstweiliger Verfügung aus wettbewerbsrechtlichen Gründen verbietet, den ampelartigen Nutri-Score als Lebensmittelkennzeichnung auf etwa 140 Produkten seines Sortimentes anzubringen.

System für Klöckner eine Entscheidungshilfe

Wie der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) vor Kurzem mitteilte, hat sich der überwiegende Teil der deutschen Lebensmittelwirtschaft unter seiner Federführung erstmals gemeinsam auf ein einheitliches Nährwertkennzeichnungsmodell verständigt, das auf der Vorderseite von verpackten und verarbeiteten Lebensmitteln die wesentlichen Nährstoffe sowie die Kalorienzahl anschaulich und leicht verständlich visualisiert.

Dieses System sei nun Ministerin Klöckner zur Kenntnis gegeben worden – als Entscheidungshilfe. Die Ministerin hatte das Max-Rubner-Institut (MRI) um Unterstützung bei der Entscheidungsfindung gebeten. Das MRI seinerseits veranschlagt aber mehrere Jahre, um ein neues System zu kreieren und einzuführen – Zeit, die laut DANK nicht im Kampf gegen Adipositas und Diabetes verplempert werden darf.

150 Modelle weltweit

In der Tat ist die Lebensmittelkennzeichnung alles andere als einheitlich. „Es gibt weltweit 150 Kennzeichnungsmodelle, davon 80 mit Nährwertbezug. Alle diese Modelle haben wissenschaftlich betrachtet Vor- aber auch Nachteile. Und allein die Zahl zeigt, dass kein Modell dabei ist, das flächendeckend von der Lebensmittelwirtschaft akzeptiert werden kann. Eine Vergleichbarkeit der Produkte ist für Kunden daher nicht gegeben“, resümiert BLL-Präsident Stephan Nießner.

Weder die britische Lebensmittelampel noch der in Frankreich bereits auf freiwilliger Basis eingeführte Nutri-Score fänden mehrheitlich Unterstützung, so Nießner.

„Wir haben von Beginn an deutlich gemacht, dass wir das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel der Etablierung eines vereinfachten Nährwertkennzeichnungssystem unterstützen, um den Verbrauchern eine zusätzliche Orientierung zu bieten. Deshalb haben wir nun ein eigenes Modell vorgelegt, das visuell arbeitet, dem Verbraucher die Wahl erleichtert, die Vorgaben aus dem Koalitionsvertrag sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt – und vor allem von den BLL-Mitgliedern mitgetragen wird“, rührt Nießner die Werbetrommel für das wertfreie Label. (maw)

Mehr zum Thema

Unabhängig vom BMI

Frauen mit Bauchspeck häufiger infertil

Schon ab fünf Prozent KG-Reduktion

Leberfett weg bei moderater Gewichtsabnahme

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert