Erfolg mit Psychotherapie

Nicht mehr besessen vom Essen

Mit Essen gegen Essanfälle: Binge Eating-Patienten hilft ein Training, das sie per Expositionstherapie direkt mit dem Verlangen konfrontiert. Der Erfolg ist vielversprechend.

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Die Binge Eating-Störung ist die häufigste Essstörung in der Allgemeinbevölkerung.

Die Binge Eating-Störung ist die häufigste Essstörung in der Allgemeinbevölkerung.

© Yakobchuk Olena / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)

TÜBINGEN. Die Binge Eating-Störung ist eine Essstörung, die erst seit einigen Jahren als offizielle Diagnose gestellt werden kann, gleichzeitig aber die häufigste Essstörung in der Allgemeinbevölkerung, teilt das Uniklinikum Tübingen mit.

Betroffene leiden unter regelmäßigen Essanfällen und infolgedessen häufig unter Übergewicht und Adipositas.

In einer Therapiestudie an der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Uniklinikum Tübingen haben Dr. Kathrin Schag und ihr Team Personen mit der Binge Eating-Störung behandelt (Psychother Psychosom 2019; 88(3): 141-153).

Mit Verlangen nach Essen konfrontiert

Training gegen Binge Eating-Störung

  • Unter psychologischer Anleitung konfrontierten sich die Teilnehmer mit dem Verlangen zu Essen und lernten, dieses zu beherrschen.
  • Diese Erfahrung, das Essverhalten steuern zu können und zu erleben, wie sich das Verlangen während der Gruppensitzung verminderte, führte zu einem Erfolgserlebnis.

Dabei wurden in acht 90-minütigen Sitzungen zum einen die Selbstkontrollfähigkeiten gestärkt, zum anderen übten die Studienteilnehmer in sogenannten Expositionssitzungen, sich besonders schmackhafte Nahrungsmittel vorzusetzen, gleichzeitig aber dem Drang zu essen zu widerstehen, heißt es in der Mitteilung.

Dabei durften die Teilnehmer diejenigen Nahrungsmittel und Gerichte mitbringen, die bei ihnen am ehesten ein unkontrolliertes Essverhalten auslösen.

Unter psychologischer Anleitung konfrontierten sich die Teilnehmer mit dem Verlangen zu Essen und lernten, dieses zu beherrschen. Diese Erfahrung, das Essverhalten steuern zu können und zu erleben, wie sich das Verlangen während der Gruppensitzung verminderte, führte zu einem Erfolgserlebnis und der Erkenntnis „Ich kann das“.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die psychotherapeutische Behandlung von Impulsivität als zugrunde liegende Ursache von Essanfällen vielversprechend ist und das Leiden einer großen Personengruppe lindern kann, so die Uni Tübingen.

Betroffene mit Binge Eating-Störung profitieren von einem ambulanten Gruppenprogramm, das speziell auf impulsives Verhalten fokussiert.

Effekte über drei Monate

Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, in der die Studienteilnehmer nicht an dem speziellen Gruppenprogramm teilnahmen, zeigte sich laut Mitteilung der Uni Tübingen, dass zunächst beide Gruppen ihre Essanfälle und weitere Essstörungssymptome reduzieren konnten, diese Effekte aber bei der Behandlungsgruppe länger, und zwar über drei Monate anhielten und sich weiter verstärkten, während die Kontrollgruppe bezüglich der Essanfälle wieder auf das Ausgangsniveau zurückging.

Die vorläufige Verbesserung in der Kontrollgruppe wurde dahingehend interpretiert, dass das wöchentliche Ausfüllen von Selbstbeobachtungsprotokollen, ein klassisch verhaltenstherapeutisches Instrument, zu einer erhöhten Selbstachtsamkeit führte, die nach der Behandlung allerdings schnell wieder zurückging. (eb)

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