Für Allergie-Prävention können Eltern viel tun

KÖLN (ner). "Wie kann ich verhindern, daß mein Kind zum Allergiker wird?" Diese Frage bekommen Ärzte oft von Eltern gestellt. Einige Antworten hat der Kinderarzt Dr. Ernst Rietschel von der Universitätskinderklinik in Köln beim diesjährigen Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer gegeben.

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Vor allem Eltern in Hochrisikofamilien, wenn also Eltern und/oder Geschwister bereits Allergien haben, sollte geraten werden:

- auf ein hausstaubarmes Umfeld zu achten, indem etwa spezielle Matratzenbezüge verwendet werden;

- für eine tabakrauchfreie Umgebung zu sorgen;

- den Säugling mindestens vier Monate lang zu stillen;

- das Kind nach STIKO-Empfehlungen zu impfen und

- keine Hunde und Katzen anzuschaffen.

All diese Empfehlungen haben nach Angaben von Rietschel eine wissenschaftliche Grundlage.

Nach wie vor gebe es eine deutliche Zunahme von Patienten mit Allergien in Europa, konstatierte Rietschel. Von neun Millionen in Deutschland lebenden Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 15 Jahren litten derzeit etwa sieben Prozent an atopischer Dermatitis, drei bis sieben Prozent an Asthma bronchiale und drei bis elf Prozent an allergischer Rhinokonjunktivitis.

Sichere prädiktive Parameter, mit denen man Atopien im Einzelfall voraussagen könnte, gebe es nicht. Genetische Marker seien wünschenswert. Jedoch seien viele Gene an der Erkrankung beteiligt. Und wie genau Umweltfaktoren in die Pathophysiologie eingreifen, ist ebenfalls unklar. Es gibt allerdings auch Hinweise auf protektive Faktoren wie Endotoxine und Probiotika.

So konnte bei Kindern, die in der Neugeborenenperiode auf Bauernhöfen aufwuchsen und engen Stallkontakt hatten, eine inverse Korrelation zwischen Endotoxinmenge im Matratzenstaub und Auftreten von Atopien und allergischer Rhinokonjunktivitis nachgewiesen werden. Kinder mit erhöhtem Allergierisiko, deren Mütter in einer finnischen Studie einige Wochen vor der Entbindung Probiotika eingenommen hatten und die dann selbst während der ersten sechs Lebensmonate Lactobacillen bekommen hatten, entwickelten nur halb so oft eine atopische Dermatitis wie Risikokinder ohne solche Therapien.

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