Kurzes Aufkochen der Nahrung hilft Birkenpollen-Allergikern

BERLIN (gvg). Bei Birkenpollen-Allergikern mit Kreuzallergien auf bestimmte Nahrungsmittel ist eine völlige Karenz bezüglich des betreffenden Nahrungsmittels meist nicht indiziert. Vorsichtig müssen aber Patienten mit Beifuß-Allergien sein, bei denen systemische Reaktionen häufiger sind.

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"Etwa die Hälfte aller Pollenallergiker entwickelt auch Kreuzallergien zu Nahrungsmitteln", hat Professor Thomas Werfel von der Klinik für Dermatologie der Medizinischen Hochschule Hannover auf dem Deutschen Ärztekongreß in Berlin gesagt.

Häufig sei vor allem das meist harmlose "Birkenpollen-Nuß-Obst-Syndrom". Es beruht darauf, daß bestimmte Antigene in Äpfeln, Haselnüssen, Karotten und Sellerie dem wichtigsten Antigen im Birkenpollen ähneln. Die Immunglobulin-E-Antikörper gegen Birkenpollen lösen beim Verzehr dieser Nahrungsmittel dann ebenfalls eine allergische Reaktion aus.

"Den meisten dieser Patienten hilft es, wenn man ihnen empfiehlt, die entsprechenden Nahrungsmittel kurz aufzukochen, weil die Kreuzallergene bei diesem Syndrom ziemlich instabil sind", so der Allergologe. Praktisch alle Birkenpollen-Allergiker mit einer Sensibilisierung auf rohe Äpfel vertrügen Apfelmus, neun von zehn dieser Allergiker hätten keine Probleme mit gekochten Karotten, und sieben von zehn kämen auch mit gekochtem Sellerie klar.

Eine völlige Karenz sei meist nicht erforderlich, sagte Werfel. Schwere, systemische Reaktionen träten bei Birkenpollen-Allergikern selten bei einem Verzehr von rohem Sellerie oder von rohen Karotten auf. Sonst komme es eher zu dem unangenehmen, aber ungefährlichen oralen Allergiesyndrom. Dabei haben die betroffenen Patienten Schmerzen und Schwellungen der Schleimhäute.

Etwas problematischer können Nahrungsmittelallergien bei Menschen sein, die vor allem auf Beifußpollen allergisch reagieren: "Beim Sellerie-Karotten-Beifuß-Gewürz-Syndrom sind systemische Reaktionen etwas häufiger", weiß Werfel. Auch hier ist der Sellerie oft der Auslöser. "Bevor ein Nahrungsmittel ganz verboten wird, sollte bei unklarer Anamnese in jedem Fall ein Provokationstest angestrebt werden", fordert der Allergologe.

Einen positiven Prick-Test in Bezug auf bestimmte Nahrungsmittel hält der Allergologe nur bei einer eindeutigen Anamnese für ausreichend, um die Diagnose einer Kreuzallergie zu stellen. Denn durchschnittlich zwei von drei Menschen, die auf bestimmte Allergene sensibilisiert sind, seien in Provokationstests klinisch unauffällig.

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