Schock nach Genuß von "sauren Nierle"

STUTTGART (hsr). Schweinenieren, gesalzen, gepfeffert, in Scheiben geschnitten und in Butter angebraten, je nach Geschmack Essig dazu: Fertig sind die "sauren Nierle". Doch Vorsicht: Der Genuß solcher Innereien kann - sehr selten zwar - eine Allergie vom Typ I mit anaphylaktischem Schock und Herz-Kreislauf-Stillstand auslösen.

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Darüber berichtet Dr. Tobias Plaza vom Zentrum für Hautkrankheiten im Klinikum Stuttgart. Der Dermatologe stellt die ungewöhnliche Krankengeschichte eines 76jährigen Mannes vor (Akt Dermatol 31, 2005, 455).

Bei dem Rentner traten zwei Stunden nach Verzehr "saurer Nierle" mit Spätzle, Kroketten und Pfefferminztee plötzlich am ganzen Körper stark juckende Quaddeln auf sowie ein Quincke-Ödem mit akut geschwollenen Augen und Lippen. Als der Patient keine Luft mehr bekam und sein Herz stehen blieb, wurde er vom Notarzt erfolgreich reanimiert und in der Klinik intensivmedizinisch betreut.

Vom Gasthaus, in dem der Mann gegessen hatte, wurden Schweinenieren angefordert. Die allergologische Untersuchung ergab für rohe, gekochte und als "saure Nierle" zubereitete Schweinenieren im Pricktest eine um das Dreifache erhöhte positive Reaktion. Zweifach-positiv reagierte der Patient auf Kuhmilch und Bettfedern.

Letzteres wertet Plaza jedoch als klinisch nicht relevant, da der Mann sein Leben lang ohne Probleme Milch getrunken sowie Joghurt und Quark gegessen hatte und weder an Rhinokonjunktivitis allergica noch Asthma erkrankt war. Kreuzallergien zwischen Schweinenieren, Kuhmilch oder Bettfedern seien darüber hinaus bisher unbekannt.

Wegen der Testergebnisse als gesichert gilt bei dem Patienten nun eine nur selten auftretende Typ-I-Allergie auf Schweineniere. Eine solche lebensbedrohliche Reaktion ist nach Angaben des Dermatologen möglich, obwohl der Patient, wie er angab, "saure Nierle" im Jahr zuvor noch häufig gegessen und problemlos vertragen hat.

Vor allem Innereien müsse der Mann fortan aus seinem Speiseplan streichen. Schweine-, Rindfleisch, Geflügel und Lamm hat der Patient seitdem ohne Schwierigkeiten verzehrt, auf "saure Nierle" aber hat er verzichtet.

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