Start für Baumpollenschutz noch nicht passé

Für den Beginn der klassischen subkutanen Immuntherapie gegen Baumpollen ist es schon zu spät. Mit der sublingualen Immuntherapie lohnt aber auch jetzt und sogar noch während der Saison ein Therapieversuch.

Ingrid KreutzVon Ingrid Kreutz Veröffentlicht:
Heuschnupfen - Die Saison für Baumpollen (Hasel, Erle, Birke) beginnt oft schon im Dezember.

Heuschnupfen - Die Saison für Baumpollen (Hasel, Erle, Birke) beginnt oft schon im Dezember.

© franke / imagebroker / imago

NEU-ISENBURG. Die nächste Pollensaison mit Baumpollen (Hasel, Erle, Birke) steht möglicherweise schon kurz bevor. Sie beginnt seit einiger Zeit nicht erst im Frühjahr, sondern oft schon Mitte bis Ende Dezember.

Das hat Konsequenzen für den Beginn einer spezifischen Immuntherapie (SIT). Da eine SIT mit Allergenextrakten idealerweise drei bis vier Monate vor der Saison startet, ist somit jetzt Ende August bis September der richtige Zeitpunkt für eine Hyposensibilisierung gegen Baumpollen.

"Ist dieser Zeitpunkt verpasst, kann eine sublinguale Immuntherapie aufgrund ihrer deutlich besseren Verträglichkeit im Vergleich zur subkutanen Immuntherapie auch noch kurz vor und sogar während der Saison begonnen werden", sagte Professor Karl-Christian Bergmann vom Allergiezentrum der Berliner Charité zur "Ärzte Zeitung".

Allerdings sei dann nach der aktuellen Datenlage mit einer etwas geringeren Wirksamkeit zu rechnen.

Zeitplan für die Hyposensibilisierung

Aufgrund des seit einiger Zeit früher einsetzenden Pollenfluges von Baumpollen (Hasel, Erle, Birke) sollte die klassische spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) mit einem Vorlauf von drei bis vier Monaten bereits Ende August oder spätestens im September begonnen werden. Das empfehlen Allergologen wie Professor Karl-Christian Bergmann aus Berlin.

Und die Hyposensibilisierung mit Allergenextrakten gegen Gräserpollen sollte idealerweise im Januar starten, da die Saison üblicherweise im Mai beginnt. Mit der spezifischen Immuntherapie bei einer Allergie gegen Pollen der Beifuß-Ambrosie sollte Mitte bis Ende April begonnen werden. (ikr)

Verwendet werden sollten für die Behandlung die dafür zugelassenen Allergenextrakte, so Bergmann. Weitere Optionen sind subkutane Kurzzeittherapien und Therapien mit kurzer Aufdosierung.

Die SIT lohnt sich auch noch bei älteren Menschen über 50 Jahre. Bergmann: "Die Studienlage ist für diese Altersgruppe zwar noch dürftig, aber wir machen gute Erfahrungen mit der Behandlung bei älteren Patienten." Es gebe keinen Grund, etwa einem 70jährigem Patienten eine SIT wegen seines Alters vorzuenthalten, so der Pneumologe.

Entscheidend sei das Alter der Krankheit: Die allergische Rhinitis sollte nicht länger als fünf Jahre bestehen. Eine Hyposensibilisierung ist nach der aktuellen S2-Leitlinie auch bei Patienten mit kontrolliertem Asthma nach der GINA-Leitlinie oder leichtem Asthma (FEV1 > 70 Prozent) eine Option.

Mehr zum Thema

Verordnung nicht zugelassener Allergene

Regress wegen Therapieallergenen? BAS lässt Kassen freie Hand

Allergiezeit dehnt sich aus

Pollensaison immer länger und intensiver

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“