Kontaktallergie trifft schon die Kleinsten

Auch Babys bleiben - entgegen bisheriger Meinung - nicht von Kontaktallergien verschont. Meist werden sie bereits von Geburt an mit den Allergenen konfrontiert.

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Persistiert eine Dermatitis, sollte auch bei Babys ein Patch-Test erfolgen.

Persistiert eine Dermatitis, sollte auch bei Babys ein Patch-Test erfolgen.

© Sandy Schulze / fotolia.com

NEU-ISENBURG (MUC/eb). Kontaktallergien bei Kleinkindern sind häufiger als gedacht. In einer aktuellen Studie aus Italien ließen sich bei 62,3 Prozent der Kinder unter drei Jahren allergische Reaktionen der Haut auf gängige Kontaktallergene provozieren (JAAD 2011; 65: 772).

Die Wissenschaftler unterzogen 321 Kleinkinder (< 3 Jahre), die an einer immer wiederkehrenden Dermatitis litten, einem Patch-Test und überprüften deren Sensibilisierung auf 30 gängige Kontaktallergene, unter anderem auf Nickelsulfat.

Insgesamt 200 der getesteten Kleinkinder reagierten auf mindestens eine Substanz allergisch. Auf mehr als eine Substanz sprachen 95 Kinder an. Eine atopische Dermatitis scheint die Allergieneigung jedoch nicht zu forcieren.

Hautstellen zweimal untersucht

Die Prävalenz einer Kontaktallergie war bei Kindern mit (61,3 Prozent) und ohne atopische Dermatitis (63 Prozent) gleich hoch. Das Durchschnittsalter der Positiv-Getesteten lag bei etwa 27 Monaten.

Um Falsch-positiv-Auswertungen zu vermeiden, beurteilten die Ärzte die Hautstellen zweimal, an Tag 2 und Tag 4. Nur wenn sich die Hautveränderungen innerhalb dieser Zeit verschlechterten, galt das Ergebnis als positiv.

Eine akute Dermatitis an der Teststelle, systemische Antihistaminika-Therapie oder lokale Behandlung mit Kortikosteroiden waren Ausschlusskriterien.

Kontaktallergenen schon von Geburt an ausgesetzt

Nickelsulfat war das Allergen, auf das die meisten Kinder ansprachen (26,8 Prozent), gefolgt von Kaliumdichromat (9 Prozent), Cocamidopropylbetain (7,2 Prozent), Kobaltchlorid (6,2 Prozent), Neomycinsulfat (5 Prozent), Methylchloroisothiazolinon oder Methylisothiazolinon (4,4 Prozent) und Dispersionsfarbstoffen (blau 3,1 Prozent, rot 2,8, gelb 1,9).

Mit all diesen Kontaktallergenen scheinen die Kinder schon von Geburt an konfrontiert zu sein, so die Autoren. Nickel findet sich in Reißverschlüssen oder Druckknöpfen, aber auch in manchen Reinigungsprodukten ist es enthalten.

Cocamidopropylbetain und Methylchloroisothiazolinon oder Methylisothiazolinon sind Bestandteil vieler Pflegeprodukte für Babys, wie Shampoos, Feuchttücher oder Cremes.

Auf Grund der hohen Prävalenz raten die Autoren eindringlich, auch bei den Kleinsten eine Kontaktdermatitis in Erwägung zu ziehen und bei entsprechender Indikation einen Patch-Test vorzunehmen.

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