Allergisches Asthma

Die Lunge vergisst nie

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WIEN. Laut einer aktuellen Studie sind spezielle Th2-Helferzellen (Th2-TRMs: T-helper 2-tissue resident memory cells), die ein Leben lang als Gedächtniszellen im Gewebe bleiben, dafür verantwortlich, dass Asthmatiker, kurz nachdem sie Allergene eingeatmet haben, Asthmaanfälle erleiden und dass diese Anfälle ein Leben lang auftreten können (Front. Immunol. 2019; online 24. April).

Studienleiterin Michelle Epstein vom Experimentellen Allergologie-Labor an der Uniklinik für Dermatologie der Medizinischen Universität Wien erklärt in einer Mitteilung der Uni: „Unsere Studie zeigt erstmals, dass Th2-TRMs über 600 Tage in der Lunge verbleiben und beweist, dass immunologisches Gedächtnis bereits nach dem ersten Anfall von allergischem Asthma induziert wird und die Gedächtnis-T-Zellen ein Leben lang erhalten bleiben.“

Das Team der MedUni Wien untersuchte die Th2-TRMs in der Lunge von Mäusen mit allergischem Asthma während der Remission und charakterisierte diese Zellen nach dem Kontakt mit dem Allergen. Nachdem sie die meisten T-Zellen im Tier eliminiert hatten, blockierten sie die Immunzellen, damit diese nicht aus der Lunge abwandern konnten.

Die Forscher fanden der Mitteilung zufolge heraus, dass sich in der Lunge rund 150.000 bis 200.000 Gedächtniszellen befinden, das ist nur ein Bruchteil der 100 Millionen Lungenzellen, und dass diese Zellen nicht aus der Lunge abwandern, sondern aktiviert werden, um auf das eingeatmete Allergen zu reagieren.

Diese Ergebnisse könnten erklären, warum ein Großteil der Patienten mit allergischem Asthma ein ganzes Leben lang allergisch reagiert und dass, wenn diese dauerhaft dem Allergen ausgesetzt sind, sich die Anzahl der Th2-TRMs bei weiterem Kontakt mit dem Allergen möglicherweise erhöht und zu noch schwererem Asthma führt.

Mitautor Sahar Kazemi, PhD-Studentin im Experimentellen Allergologie-Labor der Medizinischen Universität Wien, erklärt: „Wenn man auf diese Gedächtniszellen abzielt, könnte das möglicherweise zu Therapien für Patienten mit allergischem Asthma führen. Neue Strategien könnten auf die Th2-TRMs abzielen. Aber dazu ist es notwendig, einen Weg zu finden, dass diese Zellen selektiv eliminiert werden, ohne andere Gedächtnis-T-Zellen zu beeinträchtigen, die uns vor Bakterien und Viren schützen.“ (eb)

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